Gibellinen und Guelfen

[427] Gibellinen und Guelfen (Waiblinger und Welfen), der Name zweier politischen Parteien des Mittelalters. Jene hingen in dem damaligen Streit zwischen Rom und dem deutschen Reiche dem Kaiser, diese dem Papste an. Höchst wahrscheinlich rührt der Name davon her, daß im Kriege Friedrich's II. von Hohenstaufen gegen den Papst in Pistoja zwei deutsche Brüder, der Eine, Namens Guelf, für den Papst, der Andere Gibel für den Kaiser sich erklärten und jeder Anführer einer bewaffneten Macht wurde. Der Name aber erhielt sich als Parteiname in allen späteren Kämpfen zwischen Deutschland und Italien. Besonders war die Lombardei in zwei diesen Namen führende Parteien getheilt, die einander mit der heftigsten Wuth verfolgten. Die Hohenstaufen trugen fortan den Namen Gibellinen, die baierischen Herzoge aber, die sich zur Partei des Papstes hielten, den der Guelfen. Die Gibellinen waren es, welche Konradin von Schwaben, den letzten Hohenstaufen, nach Italien riefen, um sein väterliches Erbe wieder zu erkämpfen. Sie unterstützten ihn aber nicht kräftig genug und der edle Jüngling endete auf dem Schaffotte. Vergebens bekriegte Heinrich VII. in Italien die Guelfen; nach seinem Tode erwuchsen sie noch mächtiger und kämpften unter Ludwig dem Baier einen furchtbaren Kampf. Vergebens belegte auch Benedict XII. die Benennung Gibellinen und Guelfen, da sie allein hinreichte, Zwietracht zu stiften, mit dem Bann; erst der dauerhafte Friede zwischen dem heiligen Stuhl und den Kaisern beruhigte die Parteien und machte den Namen weniger verhaßt. Das Wappen der Gibellinen war eine weiße Rose oder rothe Lilie; das der Guelfen ein Adler, welcher einen blauen Drachen mit seinen Klauen zerriß. Waiblinger hießen die Hohenstaufen von einer ihrer Besitzungen, Welfen war der Familienname der damaligen Herzoge von Baiern.

–n.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 427.
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