Guebriant, Marschallin von

[69] Guebriant, Marschallin von, Renée du Bec, Marschallin von, jene seltene Frau, deren männliche Eigenschaften ihr die Stelle eines Botschafters erworben, hatte durch ihren persönlichen Muth bereits ihrem Gemahl den Marschallsstab gewonnen, als sie nach dessen Tode 1645 mit dem Auftrage versehen ward, die Prinzessin Marie Luise[69] von Gonzaga (s. d.) ihrem Bräutigam, dem Könige Wladislaw IV. von Polen, zuzuführen. Es gehörte die ganze Klugheit der Gesandtin dazu, den König abzuhalten, daß er seine Gemahlin, die ein Verständniß mit ihrem Stallmeister Cinqmars gehabt haben sollte, nicht nach Paris zurück schickte. Um ihr seine Anerkennung und Achtung zu bezeigen, befahl Wladislaw, daß man der staatsklugen und gewandten Frau mit denselben Ehren begegne, welche früher die Erzherzogin von Insbruck, Claudia von Medicis, genossen hatte, als sie seine erste Gemahlin, die Tochter Kaiser Ferdinand's III. nach Warschau begleitet hatte. Minder achtungswerth zeigte sich die außerordentliche Frau in der List, durch welche sie die Festung Brisac ihrem Vaterlande erhielt. Der Gouverneur derselben, Charlevois, weigerte sich, Tilladet, der zu seinem Nachfolger ernannt worden war, in die Festung einzulassen. Die Marschallin begab sich deßhalb in Begleitung eines jungen Mädchens, das Charlevois liebte, nach Brisac und gewann so Gelegenheit, ihn festnehmen zu lassen. Frau von Guébriant, von der wir interessante Briefe über die Angelegenheiten des polnischen Hofes, an die Prinzessin Anna von Gonzaga (s. d.) gerichtet, besitzen, starb kinderlos am 2. Septbr. 1659 zu Perigueux, wo sie den Unterhandlungen des pyrenäischen Friedens als Ehrendame der Königin Maria Theresia, einer östreichischen Erzherzogin, beiwohnte. Bemerkenswerth für die damalige Zeit ist, daß diese ausgezeichnete Frau mit der vollkommensten Gleichgiltigkeit und ohne den Zuspruch eines Geistlichen zu wünschen, ihr Ende herankommen sah.

R.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 69-70.
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