Halle

[128] Halle, an der Saale, im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, mit 25,000 Ew., liegt theils in dem romantischen Saalthale, theils in der fruchtbaren Ebene, welche sich von hier bis an die Ostsee hinabstreckt. Unerschöpfliche Salzquellen gaben ihm Entstehung und Namen. Die reichströmende Soole liegt jetzt noch zu Tage, wird auf Kessel gefüllt, gesotten und gibt jährlich einen Gewinn von 250,000 Centnern Salz. Die Halloren, welche es bereiten, sind altwendischer Herkunft und noch jetzt charakteristisch in Sitten, Sprache, Tracht und Gerechtsamen. Ein alterthümlicher Dom, der große Marktplatz mit der Säule des Roland, dem rothen Thurm und der Stadtkirche, hinter welcher die stets dampfende[128] Saline, so wie die neuen Universitätsgebäude und die romantisch gelegene Moritzburg sich in der Saale abspiegeln – sind Zierden der Stadt; vor Allem aber bemerkenswerth die Francke'sche Stiftung in der Vorstadt Glaucha, eine eigene kleine Stadt mit einer großen Pensionsanstalt, einem Waisenhaus und Pädagogium, einer Buchhandlung und Apotheke, Gymnasium, Real-, Bürger- und Armenschule, Bibliothek, Kunst- und Naturaliensammlung, der Canstein'schen Bibelanstalt und einem Missionsinstitut. Halle hat außerdem ein Fräuleinstift und eine Irrenanstalt. Unter den Manufakturen zeichnen sich die in Wolle, Leder, Strümpfen und Stärke aus. Bekannt ist der Lerchensang. Erlustigungsorte und Promenaden der Bewohner sind: der Giebichenstein, ein felsiger Vorsprung an der Saale mit Gartenanlagen und einer romantischen Ruine, welche die Kühnheit Ludwig's des Springers verewigt, nicht weit davon der tragisch-leukadische Felsen, an welchem die Sappho der Deutschen, die unglückliche Brachmann, in den Fluthen der Saale ihr Grab fand, der nahe Gesundbrunnen, das freundliche Passendorf u. s. w.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 128-129.
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