Kastanienbaum

[90] Kastanienbaum (der süße) ist ein sehr hoher, seine Aeste nach allen Seiten hin ausbreitender Baum mit großen, lanzettförmigen, eingezähnten Blättern. Die Geschlechter sind halb getrennt. Die männlichen Blüthen hängen an den Spitzen der Aeste in langen, dünnen Kätzchen, haben einen starken, sparmatischen Geruch und gleichen denen der Wallnuß. Der Blumenkelch der weiblichen Blüthe wird eine stachelige Kapsel von 4 Klappen, die inwendig seidenweich ist und 1–3 Früchte enthält. Die Kastanie blüht im Mai oder Juni und reist im September und October. Als ursprüngliches Vaterland betrachtet man Südeuropa und Nordamerika, aber auch im südlichen Deutschland ist sie sehr häufig. (S. Maronen.) Der wilde Kastanienbaum (Roßkastanie) wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts vom nördlichen Asien nach Europa verpflanzt, wo er sich bald durch seinen majestätischen Wuchs und prächtige Blüthe beliebt machte. Er hat einen geraden Stamm, glatte Rinde, weit ausgebreitete Zweige und große handförmige Blätter. Die weißen Zwitterblüthen kommen in traubenartigen Sträußern. Die Früchte sind von sehr bitterm Geschmack und nur zur Viehfütterung zu gebrauchen. Zuweilen benutzt man sie zu Branntwein, Stärke und Puder; die stachelige Schale besitzt stärkende Kräfte, so auch die Rinde, welche nebenbei statt der Chinarinde beim Wechselfieber angewendet wird. Blumensprache: die Blüthe der süßen Kastanie: Würde, die der wilden: Ceremonioses Wesen.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 90.
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