Magen

[476] Magen. Dieß Hauptorgan der Verdauung (s. d.) ist ein bogenförmiger, aus mehreren über einander geschichteten Häuten bestehender Sack, der beim Menschen unter dem Zwerchfell und den kurzen Rippen, neben der rechts befindlichen Leber, links mit der Milz zusammenhängend und über der Bauchspeicheldrüse in der Gegend, die man Herzgrube nennt, liegt. Auf der linken Seite geht die Speiseröhre in dies Organ durch den Magenmund über, rechts öffnet er sich durch den Pförtner in den Zwölffingerdarm. Die äußere Bedeckung bildet das alle Organe der Unterleibshöhle umgebende Bauchfell; die zweite Haut besteht aus seinen, aber kräftigen Muskelschichten, die dritte ist ein Gewebe von Gefäßen und Nerven, die innere faltige Schleimhaut aber eine reiche Mischung von einsaugenden und aushauchenden Gefäßen, höchst seinen, drüsenähnlichen Organen zur Verarbeitung der Speisesäfte und Bereitung der Flüssigkeiten, welche zur Verdauung als Zersetzungsmittel der Speisen, oder als Schutzmittel für die zarte, innere Haut dienen. Dieß anscheinend so zarte, schlaffe und in vielen Fällen höchst empfindliche Organ entwickelt eine merkwürdige Kraftausdauer und einen Widerstand gegen die ihm so oft gebotnen schweren Aufgaben und Schädlichkeiten, daß wir voll Bewunderung die Kräfte des Lebens anstaunen müssen. Wenn Speisen in den Magen kommen, entsteht eine wurmförmige Bewegung (motus peristalticus), wodurch die Masse mit den Falten der innern Haut in innige Berührung kommt, deren Organe nun jene Zersetzungssäfte ihr mittheilen und Nahrungsstoffe ausziehen. Nach einer der Verdaulichkeit angemessenen Zeit geht der Speisebrei durch den Pförtner in den Darmkanal über und eine Hautklappe verhindert den Rücktritt desselben. Dieses wahrhafte Lebensorgan steht mit den übrigen Körpertheilen in merkwürdigem Zusammenhange. Das Gehirn wirkt durch angenehme oder üble Erregung auf seine Lebenskraft, die Lungen- und Athmungsmuskeln heben durch den die Verdauung befördernden Druck der letztern seine Thätigkeit, die verstimmten Funktionen des[476] weiblichen Geschlechts äußern besonders im Magen ihre verderblichen Folgen, und kalte Füße, ein steter Begleiter solcher Leidenden, stören sein Befinden. Der Magenkrampf und das Blutbrechen z. B. verdankt, außer andern Ursachen, oft nur jenen Störungen die Entstehung, indem dadurch ein vermehrter Blutandrang nach der mit dem Magen durch Gefäße verbundenen Milz herbeigerufen wird. Magensäure, die Soodbrennen erzeugt, ist Folge einer fehlerhaften Absonderung zu scharfer Säfte, Magenschwäche die Folge einer vermindernden Energie der Lebensthätigkeit. Magenfieber entsteht durch Ueberladung, Erkältung etc. Entzündung des Magens, eine gefährliche Krankheit, ist Folge von heftigen Reizen, Giften oder Erkältungen und die Steigerung dieses Uebels in Verhärtung und Geschwüre, Magenkrebs, unheilbar.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 476-477.
Lizenz:
Faksimiles:
476 | 477
Kategorien: