Platten

[235] Platten, das, der Wäsche ersetzt in Frankreich durchgängig das in Deutschland gebräuchliche Mandeln oder Rollen derselben, hat jedoch den Nachtheil, daß es ein zeitiges Vergelben des Leinenzeugs[235] nach sich zieht. Wie Jedermann weiß, bedient man sich dazu eiserner und messingener Plattglocken. Außer dem gewöhnlichen großen Plattbrete erleichtern kleine, mit Flanell überzogene Bretchen, die man in Aermel, Hauben und combinirte Krägen einschiebt, beim kunstmäßigen Platten die Arbeit sehr. Das Glocken oder Tuteln (d. h. Garnirungen in Glockfalten oder Tuten bringen) geschieht über dem Glockeisen, und schließt sich, als dazu gehörig, an das Geschäft der Platterin, die auch oft noch das Pressen der Streifen damit verbindet. Gehöriges Einsprengen der Wäsche, die gelind und gleichmäßig feucht sein muß, wie richtiges Stärken der baumwollenen Gegenstände, ist die Hauptsache beim Platten. Die Stähle dürfen weder zu glühend, wo sie sengen, noch zu wenig heiß sein. Um Ersteres zu vermeiden, haben alle neueren Plattglocken auf dem Boden kleine Roste, die den Stahl vom unmittelbaren Berühren der Glocke abhalten. Die Erfindung der Platteisen dürfte man in die Zeit der Königin Elisabeth von England setzen, wo sie zuerst für die hohen faltigen Damenhalskragen gebraucht wurden. Früher hatte man sich hölzerner oder beinerner Werkzeuge bedient, welche aber nicht erhitzt und deßhalb nicht so gebraucht werden konnten, wie die stählernen. Daß sie damals noch etwas Neues waren, ersieht man in Shakespeare's Wintermährchen, IV. 3. Stubes, ein Sittenprediger dieser Zeit, eiferte sehr gegen dieses neue Werkzeug, und schrieb die Erfindung dem Teufel zu.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 235-236.
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