Rohr oder Schilf

[433] Rohr oder Schilf, zu den Gramineen gehörend. Das gemeine R. wächst in Gräben, Teichen, Seen, sumpfigen Wiesen etc., etc.[433] vermehrt sich sehr stark durch kriechende Wurzeln, wird 7 bis 8 F. hoch und blüht im Juli und August. Als Viehfutter hat es keinen sonderlichen Werth, doch benutzt man die Halme zur Feuerung, zum Berohren der Kalkdecken und zu mancherlei Flechtarbeiten. Noch drei andere, in Deutschland wildwachsende Rohrarten sind: Das Bergrohr, auf dürren Anhöhen zu finden, dessen Halme 2 F. hoch werden, fingerbreite Blätter und eine aufrecht stehende Rispe tragen. Das Sumpfrohr, in Morästen und sumpfigen Wiesen, erreicht eine Höhe von 6 F. und hat blaugrüne Blätter. Das Sandrohr, treibt 6 F. hohe Halme, bläulichgrüne, zusammengerollte lange Blätter und ährenförmige, weißgelbliche Rispen. Das sogenannte zahme- oder spanische Rohr, wächst nur in Südeuropa wild, läßt sich aber in den wärmern Gegenden von Deutschland, in fettem Boden und die Wurzeln im Winter bedeckt, auch im Freien erziehen. Blätter und Blüthen sind denen des gemeinen Rohres ähnlich, die Halme aber weit stärker. Man bedient sich in der Schweiz, in Frankreich und andern südlichen Ländern derselben zu Umzäunungen, Spalieren, Angelruthen etc. Ganz irrig ist die Meinung, daß dieses Rohr den bekannten Stock, das spanische Rohr, liefert. Viel wahrscheinlicher leitet man dessen Abstammung von dem calamus rotang, der durch die Spanier zuerst in Europa eingeführt, diesen Namen erhalten hat. Eine sehr schöne Varietät des spanischen Rohres hat weiß- oder goldgelbgestreifte Blätter, und dient zur Zierde der Gärten. Blumensprache: Unbeständigkeit.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 433-434.
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