Schachspiel

[73] Schachspiel, das bekannte sinnreiche Bretspiel, in welchem nicht wie bei anderen Spielen das Glück, sondern die Berechnung Königin ist, das artige Miniaturbild politischer und kriegerischer Combinationen – fast zu ernst, wie der berühmte Mendelssohn[73] sagte, um Spiel zu sein, und wiederum zu sehr Spiel, um Ernst zu sein – stammt wahrscheinlich aus Indien und kam über Persien zu uns, daher sein persischer Name »Schah,« König, auf dessen totale Einengung es im Spiele ankommt. Es enthält zugleich eine sinnreiche Galanterie gegen die Damen: die Königin spielt bekanntlich darin die Hauptrolle. In früherer Zeit wurde das S. als eine große und gleichsam freie Kunst betrachtet: wie jetzt Virtuosen auf einem Instrumente, reisten sonst große Schachspieler überall umher, gleich fahrenden Rittern und Künstlern, und warfen andern berühmten Spielern den Fehdehandschuh hin. Die Schachmaschine, welche vor einigen Jahren so großes Aufsehen machte, war bekanntlich eine Mystification. Noch jetzt gibt es an vielen Orten, namentlich in Paris und London, große Schachclubbs, welche zuweilen durch Briefe mit einander spielen. In dem Dorfe Steinbeck bei Halberstadt wird seit mehr als 100 Jahren von allen Bauern die Kunst des S's fast pflichtmäßig betrieben.

V.

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Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 73-74.
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