Scheintod, Asphyxie

[88] Scheintod, Asphyxie, der bleiche Stiefbruder des Schlafes und des Todes, die täuschende Todtenmaske, während die Wahrheit des Lebens nur noch die schwache Wärme des Körpers und der Mangel der gewöhnlichen Leichenstarre, und zuweilen nicht einmal diese, bekundet. Nur zu oft wurde die Lüge für Wahrheit gehalten. Hauptsächlich beobachtet man diesen Zustand bei Ertrunkenen, Erhängten, Erfrornen, bei dem von Kohlendampf Erstickten, so wie bei Hysterischen, von Starrsucht etc. befallenen. Am meisten hat man Ursache bei Wöchnerinnen auf der Hut zu sein; überhaupt sind Frauen mehr zum Scheintode geneigt als Männer. Auch bei neugebornen Kindern treten diese Zufälle nicht selten ein. Manche Scheintodte haben dabei ihr volles Bewußtsein, manche dagegen gar nicht. Jedenfalls muß der glimmende Lebensfunke sanft und allmälig, mit zarter, leiser Hand wieder angefacht werden: denn der Tod lauert stets in der Nähe, um die Rolle seines gespensterhaften Doppelgängers[88] selbst zu übernehmen. – Zuweilen nennt man S. auch jenen hohen Grad von Ohnmacht (s. d.), bei dem alle Kennzeichen des Lebens verschwunden sind.

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Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 88-89.
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