Schweiss

[162] Schweiss, ist das vermehrte Produkt der Ausdünstung (s. d.) des thierischen Körpers, Ausdünstung aber die Absonderung luftförmiger Stoffe, welche durch die Haut aus dem Körper geschieden werden. Sie hat Aehnlichkeit mit der Ausdünstung der Lungen, indem die Haut eben so wie diese, durch eine Art Einsaugung, Luft und Feuchtigkeit in den Körper zieht und nach der Benutzung wieder absondert. Wir athmen gewissermaßen durch die Haut ein und sondern, wie Versuche unter der Luftpumpe bewiesen haben, besondere Luftarten und Dunst aus, was die unmerkliche Ausdünstung heißt. Wenn nun diese dampfartige Flüssigkeit sich auf der Oberfläche verdichtet, entsteht der Schweiß, die tropfbare Flüssigkeit. So wichtig wie nun die unmerkliche Ausdünstung für die Oeconomie des Körpers und die Gesundheit ist (s. Haut), so hochwichtig ist[162] auch der Schweiß, dieß Abkühlungsmittel der zu sehr gesteigerten Körperwärme im gesunden und kranken Zustande des Körpers. Daß der S. den Körper kühlt, beweist das mit Ausbrechen desselben entstehende behaglichere Gefühl nach der lästigen, trockenen innern Hitze. Schnelle Unterdrückung der Ausdünstung beider Arten durch Erkältung, welche auf die Haut fast so wirkt, wie ein kalter Trunk nach Erhitzung auf die Lungen, ist nach dem Grade und der Dauer der Einwirkung mehr oder weniger schädlich, bloß örtlich Rheumatismen erzeugend oder allgemein, die ganze Oeconomie des Körpers störend. Der S. ist aber auch noch ein Mittel, welches die Natur benutzt, um schädliche, unnütze Stoffe aus dem Körper zu bringen, woher der verschiedenartige Geruch des Schweißes entsteht. Pflege der Haut wird sowohl vor den übeln als unangenehmen Folgen bei dieser Function bewahren, die häufig bei Menschen, welche wenig an die Luft, ins Wasser und zur Anstrengung kommen, besonders bei Frauen, die oft in größter Glut nicht schwitzen, aber desto mehr innerlich leiden, ganz beeinträchtigt erscheint und gerade dem schönen Geschlechte ist die Pflege einer Function zu empfehlen, welche mit andern wichtigen Erscheinungen des weiblichen Körpers in krankhafter Wechselwirkung steht. Vermehrt wird die Ausdünstung durch alles, was die Hautgefäße in ihrer Thätigkeit steigert, d. h. einen vermehrten Blutzufluß nach der Haut erregt, als Bewegung, Anstrengung, sehr kühle, oder zu andern Zeiten heiße Getränke, hitzige Mittel, warme Kleidung und lästige, schädliche Federbetten. Auch Begießungen mit kaltem Wasser, Reibungen etc. bringen durch Reiz die Haut in Schweiß.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 162-163.
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