Thomson, James

[117] Thomson, James. Wenn der Reisende an einer der gewaltigen Docken Londons vorübergeht oder vom Quai der Themse aus hinsieht auf den starrenden Mastenwald mit Britanniens Löwenpanier, da hört er wohl oft aus hundert rauhen Kehlen gewaltig ertönen jenes siegesstolze Volkslied: Rule Britannia of the mars etc. Und aus jeder Strophe des Liedes rauscht zugleich der Triumph des Dichters hervor, der es schuf, obwohl er schon fast ein Jahrhundert (seit 1748) im Grabe modert: – James T. Doch nicht nur durch[117] seine lyrischen Poesien, – noch berühmter ist T. als Verfasser des Gedichtes: the seasons (London 1726; deutsch: »die Jahreszeiten« von L. Schubert, Berlin 1796). Der Winter war es, den er zuerst besang: doch die Wintersonne sollte die luststrahlende Königin seines Ruhmes werden; denn der schneebekränzte Herrscher mit dem Scepter von Ciskrystall, wie der ernstlächelnde Herbst mit seinen gebräunten Wangen und seinen goldenen Gaben, der glänzende Sommer, dieser stolze Priester des Sonnentempels, der mit Sonnenstrahlen und Gewitterbrausen das feierliche Hochamt einläutet, wie das lächelnde Lenzkind mit seinem Blüthensträuße und seiner süßen Botschaft der Auferstehung, – alle vier Jahreszeiten vereinigen sich in diesem Gedicht, um des Sängers Ruhm weit über die Dauer des Jahres hinaus für alle Zeiten zu bewahren. Weniger befriedigen seine 5 Tragödien, obwohl sie sich durch Correctheit und Schönheit des Ausdrucks auszeichnen. – Geb. zu Ednam in Schottland 1700, studirte T. zu Edinburgh Theologie, und erregte kurz nach Beendigung seiner Studien in London durch seine Poesien Aufsehen. Sein Ruhm steigerte sich von Jahr zu Jahr, und die Nation ehrte ihn noch nach seinem Tode durch ein öffentliches Denkmal in der Westminsterabtei.

S....r.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 117-118.
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