Valetta, La

[288] Valetta, La. Ruhig glitt das Schiff über das stolze Mittelmeer; ungewöhnlich mild wehte der Südwind herüber von Afrika's nahem Gestade; schon tauchten die schroffen Felsenwände von Malta (s. d.) hervor; magisch erschimmerte die Südostküste der Insel; und da lag sie endlich vor uns auf ihrem hohen sicheren Felsen, umgürtet gegen den Ocean von den furchtbarsten Kastellen, bekränzt gegen die Landseite von ungeheueren Festungswerken, – Malta's stolze Hauptstadt, einst der berühmte Sitz der Johanniter (s. d.), jetzt der Sitz des englischen Gouverneurs, – Valetta! Fünf Städte (Citta nuova, Citta vittoriosa, Burmola, Cottonera und Senglea) vereinigen sich in ihr als fünf Perlen zur Krone des Mittelmeeres. Ist doch V. der Hauptmarkt für die ganze Nordküste Afrika's und der Sitz vieler wichtigen Anstalten, namentlich auch einer Universität. Wie ein silberner, königlicher Schleier breitet sich der herrliche, von lauter Prachtgebäuden umkränzte Hafen aus, in dessen gewaltigem Wasserbecken sich ganze Flotten wiegen, sowie unabsehbare Reihen netter, buntbemalter Barken. Aus 7 verschiedenen Abtheilungen bestehend, umschließen ihn große Hospitäler und Contumazgebäude, viele Magazine und mehrere schöne Paläste und Docken. Die Stadt selbst, in welcher über 50,000 Menschen wohnen, ist zum großen Theil trefflich gebaut und mit einer[288] Menge Palästen geschmückt; vorzüglich schön sind die Strada Mercanti und die Strada reale, beides zugleich die lebhaftesten und vornehmsten Quartiere. Der Hauptsammelplatz des Verkehrs ist der St. Georgsplatz, an welchem sich der Palast des britischen Gouverneurs, einst der Palast des Großmeisters, im einfachen, edeln Style erhebt; wie in den Stadtgräben die Pisangpflanzen und das hohe Schilf, Arundo donax, so verkündet hier Kleidung, Ptzysiognomie, Sprache der hin- und herwogenden Menge, kurz Alles dem Nordländer Afrika's Nähe. Prachtvoll wölbt sich in demselben Stadtviertel der Dom San Giovanni empor, dessen Fußboden gänzlich mit Leichensteinen von Marmor, Porphyr und Lapis Lazuli bedeckt ist. Dieß sind die Ruhestätten jener heldenmüthigen Ordensritter, die in geringer Anzahl mehr als einmal zahlreichen Flotten und Heeren des Halbmondes widerstanden.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 288-289.
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