Johanniter

[446] Johanniter, heißen die Ritter des zu Anfange der Kreuzzüge in Jerusalem gestifteten geistlichen Ordens, dem die Pflege der Pilger im St. Johanneshospitale oblag. Anfangs ein Verein von Mönchen, ging derselbe 1118 in einen Ritterorden über, der die päpstliche Bestätigung 1130 erhielt und Raimund du Puy als ersten Ordensmeister an seine Spitze stellte. Dieser gab dem Orden seine Gesetze, theilte die Mitglieder in Ritter, Priester und Waffenträger und diese legten nach dem Noviziate die Gelübde[446] des Gehorsams, der Armuth und der Keuschheit ab. Der Orden schied sich in 8 Zungen, die wieder in Priorate, Balleien und Komthureien zerfielen; das deutsche war das Großpriorat, sein Inhaber führte die Reichsfürstenwürde: ein weißes Kreuz auf Brust und Mantel bildete die Ordenstracht. Die Johanniter waren eine der wesentlichsten Stützen der christlichen Könige von Jerusalem und ihre Geschichte enthält tausend Züge der ruhmwürdigsten Tapferkeit und des ritterlichsten Heldenmuthes. Nach der Eroberung von Jerusalem bestand der Orden ein Jahrhundert in Aegypten und erhielt dann eine Zufluchtsstätte in Cypern. Von hier aus eroberten die Ritter 1310 Rhodus und gründeten daselbst ihren Hauptsitz. Der Fall des Templerordens (s. d.) erhob den der Johanniter, in welchem Europa eine starke Vormauer gegen die immer weiter vordringenden Osmanen erblickte. Mehr als ein Mal wurde Rhodus mit zehnfacher Uebermacht belagert und endlich 1522 nach einer glorreichen Gegenwehr an Soliman II verloren. Karl V. überließ dem Orden 1525 Malta, daher die Ritter von da an oft Malteser genannt werden. Auch hier hatten sie mit den Türken furchtbare Kämpfe zu bestehen, und einzelne Momente, wie die Vertheidigung der Insel unter dem Großmeister Lavalette 1565, bewahrt die Geschichte zum ewigen Ruhme der gottbegeisterten Schar. Der Orden hatte, obwohl im Seekriege noch immer glücklich, in mehrern Ländern bereits seine Güter aufgeben müssen, als Napoleon 1798 Malta's sich bemächtigte. Trotz dem, daß Kaiser Paul I. die Großmeisterwürde annahm, war der Stern des Ordens untergegangen; jetzt ist der Hauptsitz desselben zu Ferrara; Großpriorate bestehen nur noch in Böhmen und in Rußland, in allen übrigen Ländern sind die Ordensgüter eingezogen worden. 1812 stiftete Friedrich Wilhelm III. einen preußischen Johanniterorden.

T.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 446-447.
Lizenz:
Faksimiles:
446 | 447
Kategorien: