Winckel, Therese Emilie Henriette aus dem

[447] Winckel, Therese Emilie Henriette aus dem. Wenn man von Neustadt-Dresden kommend die Elbbrücke überschritten hat und sich rechts dem freundlichen Strome entlang wendet, stößt man auf eine kleine Kolonie von Häusern, das italienische Dörfchen genannt. Hier hat sich die eben so bescheidene als talentvolle Künstlerin, Therese a. d. W., angesiedelt. Geb. am 20. Dec. 1784 in Weißenfels, ihren Vater, einen sächs. Officier, frühzeitig verlierend, hatte sie das besondere Glück von einer durch Geist und Wissen gleich ausgezeichneten Mutter eine Erziehung zu empfangen, die ihre für fremde Sprachen, Musik und Malerei glänzenden Anlagen zu einer ungewöhnlichen Reise gedeihen ließ. Eine Reise nach Paris 1806, ein 2½ jähriger Aufenthalt dort und der Unterricht Davids, haben sie in der Malerkunst so vervollkommnet, daß ihre Copien älterer ital. Meister für die besten, [447] neuerer Zeit gelten. Ihr Spiel auf der Pedalharfe grenzt an Virtuosität. Von Paris zurückgekehrt schlug sie ihren bleibenden Wohnsitz in Dresden auf. Ihre Briefe aus der Hauptstadt Frankreichs an eine Freundin, Beiträge zu Kind's Harfe, unter dem Namen Comala, zu den Hesperiden als Theorosa, zu der Abendzeitung, zu Prof. Wendt's Kunstblatte und anderen Zeitschriften und encyklopädischen Werken verrathen eine eben so große Gewandtheit in der Darstellung als eine vielseitige Auffassung des Lebens, obschon sie nie Ansprüche auf den Namen einer Schriftstellerin gemacht hat.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 447-448.
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