Causa sui

[177] Causa sui: Selbstursache, Grund seines eigenen Seins, d.h. grundlos im Sinne des Durch-sich-selbst-gesetzt-seins, absolut, unabhängig von anderem, notwendig und ewig in und durch sich seiend und so zu begreifen. Nach PLOTIN schafft sich Gott, schauend, gleichsam selbst (Enn. VI, 8, 16). Der Begriff »causa sui« (»ens a se«) tritt in der Scholastik auf bei AVICENNA, ALBERTUS MAGNUS, SUAREZ u. a. THOMAS: »Liberum dicimus hominem, qui causa sui est« (Sum. th. II, 16, 1). SPINOZA nennt die göttliche »Substanz« (s. d.) »causa sui« als Absolutes, als das Wesen, mit dessen Begriff unbedingt der Gedanke seines Seins verbunden werden muß. »Per causam sui intelligo id, cuius essentia involvit existentiam, sive id, cuius natura non potest concipi nisi existens« (Eth. I, def. I). Nach J. G. FICHTE ist das Ich (s. d.) eine sich selbst »setzende« Tätigkeit. SCHELLING lehrt: »Gott hat in sich einen Grund seiner Existenz, der insofern ihm als Existierendem vorangeht; aber ebenso ist Gott wieder das Prius des Grundes, indem der Grund auch als solcher sein könnte, wenn Gott nicht actu existierte« (WW. I 7, 358). Dieser Grund ist die »Natur in Gott« (l.c. S. 357). Nach HEGEL ist eigentlich jede Ursache »causa sui«, die in den endlichen Dingen sich auseinander gezogen hat (Encykl. § 153). LIPPS erklärt die Bezeichnung der absoluten Substanz als »causa sui« für »logisch völlig berechtigt«. Daß etwas war, ist notwendige Voraussetzung und damit zugleich, sofern diese Voraussetzung die einzige ist, Ursache dafür, daß es ist (Gr. d. Log. S. 162).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 177.
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