Gnostiker

[205] Gnostiker (von gnôsis, Erkenntnis) heißen besonders jene Philosophen in den ersten Jahrhunderten nach Chr., welche auf Grund neuplatonischer Gedanken die Entwicklung der Religion zum Christentum metaphysisch und mythisch als Weltprozeß auffassen, der mit der Emanation des Geistes und der Seele aus dem göttlichen Sein einsetzt, zum Abfall des Geistes führt, der dann schließlich durch Christus erlöst wird. Vom Glauben zum Wissen fortzuschreiten, das Wesen des im Glauben Enthaltenen spekulativ zu erfassen, ist die Tendenz des Gnostizismus, der wesentlich vom Orient herstammt und z. Teil Elemente des Parsismus enthält (Manichäer). Zu diesen »häretischen« Gnostikern gehören Basilides, Valentinus, Cerinthus, Saturninus, Cerdon, Marcion, Apelles, Karpokrates, Bardesanes, die Ophiten (Naassener) und Peraten. Die orthodoxen »Gnostiker«, die nur den Glauben durch Erkenntnis stützen wollen, ohne ein Emanationssystem mit Demiurg, Äonen usw. aufzustellen, sind Clemens Alexandrinus und Origenes.

Vgl. MATTER, Histoire critique du gnosticisme, 1828; 2. éd. 1843. – F. CHR. BAUR, Die christliche Gnosis, 1835. – R. A. LIPSIUS, Gnostizismus, 1860. – HARNACK, Dogmengeschichte I3; Zar Quellenkritik der Geschichte des Gnostizismus, 1873. – E. H. SCHMITT, Die Gnosis, 1903. – W. SCHULTZ, Dokumente der Gnosis, 1910. – Vgl. ferner: Pistis Sophia, 1851. – IRENAEUS, 'Elenchos tês pseudômenou gnôseôs ed. Stieren, 1853. – HIPPOLYTUS, 'Elenchos kata pasôn haireseôn, ed. Miller, 1851.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 205.
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