Marcion aus Sinope

[451] Marcion (Marikon) aus Sinope, Sohn eines Bischofs, der ihn wegen seiner Irrlehren exkommunizierte, ging unter Antoninus Pius nach Rom, wo er für seine Lehren eine eigene Gemeinde fand (144 n. Chr.), gest. um 170. = M. ist ein Gnostiker, der das (Paulinische) Christentum schroff vom Judentum unterscheidet, als Religion der Liebe gegenüber der Gesetzesreligion. Der höchste, gute Gott ist von dem strenggerechten Judengott, dem Weltschöpfer wohl zu unterscheiden. Der höchste Gott hat zur Bekämpfung des Schöpfers und zur Erlösung von der Knechtschaft des Gesetzes (Antinomismus) und den Übeln der Welt Christus in der Person Jesus gesandt, dessen Leib nur Schein war (Doketismus). Die Lehre des M. hat Apelles weitergebildet.

Vgl. HILGENFELD, Cerdon und Marcion, Zeitschr. f. wissensch. Theologie XXIV, 1881. – MEIJBOOM, M., 1887.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 451.
Lizenz: