5. Kapitel. Das Ende des Zehnstämmereichs und das Haus Davids. (739-725.)

[127] Achas' Regierung und Charakter. Bündniß zwischen Rezin und Pekach. Die Assyrer unter Tiglat-Pileser. Juda und das Haus David bedroht. Jesaia's Standrede an Achas. Achas' Bündniß mit Assyrien. Züchtigung Rezin's und Pekach's. Das Reich Israel unterworfen, Pekach getödtet. Achas führt das assyrische Wesen in Judäa ein. Sonnen- und Planetenkultus in Jerusalem eingeführt. Achas bringt Menschenopfer im Thale Hinnom. Eifer der Propheten dagegen. Micha II. Die Lügenpropheten.


Das Band der Brüderschaft zwischen Juda und Israel, welches unter Usia und Jotham bestanden hatte, wurde in der That mit dem Tode des letzteren zerrissen, wie der Prophet Zacharia verkündet hatte, und die Zwietracht zog in die Gemüther ein. Was war die Veranlassung? Es ist nur eine Vermuthung darüber gestattet. Der neue König von Juda, Achas (739-725), der mit dem fünf und zwanzigsten Jahre den Thron bestieg1, war ein Schwachkopf, von wirren Vorstellungen beherrscht und gefahrvollen Lagen durchaus nicht gewachsen. Weitgreifende politische Verwickelungen fielen während seiner Regierung vor, in wel che er selbst verschlungen werden sollte, ohne daß er sich ihnen zu entwinden vermochte. Kurz nach seiner Thronbesteigung trat an Achas eine Frage von großer Tragweite heran, er sollte eine Entscheidung treffen, ob er einem engen Bündnisse, welches Pekach von Israel, Rezin, König von Damaskus, wahrscheinlich auch noch der König von Tyrus und andere kleine Fürsten und Länder geschlossen hatten, beitreten wollte. Denn diese Länder [127] waren in die Nothwendigkeit versetzt, sich eng an einander anzuschließen und zu stärken gegen Gefahren von zwei Seiten. Von der einen Seite drohte Aegypten, das unter dem Könige Sabako (o. S. 123) wieder erstarkt war, und von der andern Seite Assyrien, das ebenfalls einen eroberungssüchtigen König hatte, welcher die abgefallenen Vasallenländer mit starker Hand wieder an Assyrien brachte. Nach dem Tode des Königs Phul, welcher der letzte Sproß eines lange regierenden Königshauses, der Derketaden war, scheinen nämlich im assyrischen Reiche Aufstände ausgebrochen zu sein. Die Abwesenheit eines gesetzlichen Thronfolgers hatten mehrere Provinzen, die sich bedrückt fühlten, benutzt, um ihre Freiheit zu erlangen. Eine neue Völkerwanderung aus dem rauhen Norden, jenseits des Kaukasus, des schwarzen Meeres und des Kaspi-Sees, Kimmerier, Taurer, Skythen oder Saken, mag den Anstoß dazu gegeben haben. Zunächst scheint sich ein Theil der Meder in dem Hochlande in der Nähe des Kaspi-Sees dem assyrischen Joch entzogen zu haben2.

Darauf erlangte auch Babylon seine Selbstständigkeit. Der babylonische Sieger über die Assyrier, Nabonassar, nahm den Königstitel an. Der Haß dieses Königs gegen die assyrischen Unterdrücker war so groß, daß er die Siegesinschriften der assyrischen Könige in Babylonien vertilgen ließ3. Mit ihm begann in Babylonien eine neue Zeitrechnung, nach den Jahren der Könige, welche die des Nabonassar genannt wird (Anfang 747). Auch andere kleine Völkerschaften in der Euphratgegend hatten sich von der assyrischen Gewaltherrschaft frei gemacht. Selbstverständlich benutzten auch die Fürsten und Völkerschaften der Libanon-Gegend, die Aramäer in Damaskus und Pekach, [128] welche tributpflichtig an Assyrien waren, die günstige Zeitlage, sich unabhängig zu machen.

Da trat ein thatkräftiger König in Assyrien auf, welcher das zerrüttete Reich nicht bloß wieder zusammenfügte, sondern ihm noch eine große Festigkeit und Ausdehnung gab. Es war Tiglat-Pileser (Tukultîpalêsara II)4. Die Sage erzählt von ihm, er sei der Aufseher der königlichen Gärten oder der Sohn eines solchen gewesen, und habe sich des nach dem Tode seines Vorgängers leer gewordenen Thrones bemächtigt5. Mit starker Hand eroberte der König Tiglat-Pileser sämmtliche abgefallene Landschaften zu rück, bis auf die Stadt Babylon mit einem Umkreise, die ihre Unabhängigkeit zu, behaupten wußte. Nachdem er auch feste Städte in Mesopotamien, Gozan, Charan (Carrhae) und andere eingenommen und zerstört hatte6, wandte er sich gegen die Länder westlich vom Euphrat und in der Libanongegend, um diese durch Phul in Vasallenschaft gebrachten Reiche enger an Assyrien zu knüpfen. Um dem assyrischen Eroberer Widerstand zu leisten, schloß Rezin, König von Aram-Damaskus, mit Pekach von Israel ein enges Bündniß auf Schutz und Trutz und suchte auch Achas dafür zu gewinnen. Dieser versagte ihnen aber den Beistand, und so unternahmen die beiden Könige, und zwar, wie es scheint, im Bündnisse mit den Philistern und andern Nachbarvölkern einen Kriegszug gegen Juda.

Bei der Nachricht davon gerieth das Haus David's in die größte Angst, zumal ihm der Beschluß der Verbündeten kund geworden war, nach der Einnahme von Jerusalem nicht bloß Achas zu entthronen, sondern überhaupt die davidische Königsfamilie zu stürzen und eine mit ihnen verbundene Persönlichkeit, Ben-Tabel, als König einzusetzen. Was die Lage in Jerusalem noch verschlimmerte, war, daß es in der Hauptstadt selbst eine Partei gab, welche es mit den Verbündeten hielt und feindlich gegen Achas gesinnt war. Dieser Partei, wohl ein Theil der Fürsten Juda's, war Achas' schwankendes Benehmen zuwider, sie wünschte durch entschlossene Betheiligung an dem Kampfe gegen Assyrien Gelegenheit zur Vergrößerung und Bereicherung zu finden. Möglich, daß Ben-Tabel an der Spitze dieser Partei in Jerusalem stand.[129] Aber die Besseren im Volke standen zu Achas, besonders aber die Propheten und Sänger, nicht wegen seiner Würdigkeit, sondern aus Anhänglichkeit an das Haus David's, dessen Andenken mit der Entfernung der Zeiten in noch strahlenderem Glanze erschien. Ein Psalmensänger aus dieser Zeit hat dieser Stimmung ausdrucksvolle Worte geliehen. Er stellte die Verworfenheit des Stammes Ephraim und die Vorzüge des Hauses Juda einander gegenüber und betonte, daß Gott das Haus Joseph's wegen seiner Verworfenheit verworfen, dagegen das Haus Juda und namentlich seinen Knecht David bevorzugt und ihn berufen habe, sein Volk zu führen. Der Psalmist führte die ganze Kläglichkeit und das Elend der vordavidischen Zeit auf die Sündenschuld des Hauses Ephraim zurück, indem es, die Gnadenwaltung Gottes in Aegypten und in der Wüste vergessend, sein Vertrauen auf Götzen gesetzt habe. Deswegen habe Gott sein Volk mit schweren Züchtigungen heimgesucht und selbst den Zelttempel in Schilo, der auf Ephraim's Gebiet stand, preisgegeben, dafür aber den Berg Zion und den Tempel in Jerusalem, als sein Heiligthum auserkoren. Der Psalmist wollte damit warnen, sich nicht wieder Ephraim zuzuwenden, welches Urheber alles Unglücks in alten Zeiten gewesen.


»Die Söhne Ephraim's, die geschickten Bogenschützen,

Kehrten am Tage des Treffens um,

Achteten nicht Gottes Bund

Und sträubten sich, in seiner Lehre zu wandeln,

Vergaßen seine Thaten und Wunder,

Die er ihnen erwiesen,

Daß er Außerordentliches in Aegypten,

Im Gesild von Zoan gethan,

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Wie oft waren sie in der Wüste ungehorsam gegen ihn,

Kränkten ihn in der Einöde!

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Er brachte sie (doch) in sein heiliges Gebiet,

Auf diesen Berg, den seine Rechte erworben,

Vertrieb Völker vor ihnen,

Gab sie ihnen zu Lostheilen

Und ließ in deren Zelten Israel's Stämme ansiedeln.

Da prüften sie ihn doch

Und waren gegen den höchsten Gott ungehorsam,

Achteten seine Gebote nicht,

Wichen ab und waren so treulos, wie ihre Väter,

Kehrten um, wie ein trügerischer Bogen,

Höhnten ihn durch Höhenaltäre,

Ereiferten ihn durch ihre Götzenbilder.

Da verließ er Schilo's Tempel,

Das Zelt, das er unter Menschen bewohnte,

[130] Da verwarf er Joseph's Zelt

Und zog Ephraim's Stamm nicht vor,

Erkor sich den Stamm Juda,

Den Berg Zion, den er liebte,

Baute er auf Bergen sein Heiligthum,

Gleich der Erde, die er auf ewig gegründet,

Wählte seinen Knecht David,

Führte ihn aus Schafhürden heraus,

»Nahm ihn von jungen Lämmern,

Sein Volk Jakob und sein Erbe Israel zu weiden,

Und er weidete sie auch in seines Herzens Einfalt

Und führte sie nach seiner Hände Geschicklichkeit7.


Diese günstige Stimmung für das Haus David kam Achas zu Statten; dadurch waren die Fürsten Juda's, welche Verbindung mit dem Feinde unterhielten, gehemmt, sich gegen ihn zu empören. Indessen rückte die Gefahr immer näher. Die Schaaren Rezin's und Pekach's fielen in Juda ein, besetzten das offene Land und führten Gefangene hinweg. Ein Theil des aramäischen Heeres machte einen Streifzug nach Edom, entriß dieses Land und auch die wichtige Hafenstadt Ailat der judäischen Krone, vertrieb die seit Salomo oder seit Amazia darin wohnenden Judäer aus dieser Stadt und übergab sie den Idumäern8. Diese, abermals von Juda's Vasallenschaft befreit, machten Einfälle im Süden, und die Philister verfuhren feindlich im Nord-West und entrissen mehrere Städte, Bet-Schemesch, Ajjalon, Gazer, Socho, Timnah und Gimso (Emmaus9). Die beiden [131] Hauptverbündeten näherten sich der Hauptstadt und machten Anstalt, sie zu belagern. Achas traf selbstverständlich Gegenvorkehrungen. Die Festungswerke wurden in Vertheidigungszustand gesetzt, ganz besonders aber wurde der nordwestliche Theil der Stadt an dem oberen Teiche, wo der Boden mehr eben ist, befestigt. Die Angst trieb aber Achas zu einem verzweifelten Schritte. Er sandte heimlich Boten zum assyrischen Könige Tiglat-Pileser und erbat sich von ihm Hülfe gegen die ihn bedrängenden Feinde. Dafür bot er sich ihm als Vasallen und sein Land als assyrisches Lehen an. Dieser Schritt konnte ihm für den Augenblick Hülfe bringen, gefährdete aber die ganze Zukunft. Denn die Assyrer pflegten, wie später die Römer, die Länder, die sich ihnen zu Freundschaft und Bundesgenossenschaft antrugen, so fest zu umklammern, daß sie schmählicher Sklaverei verfielen. Zudem drohte eine Gefahr von Seiten des benachbarten Aegyptens. Dieses Reich konnte nicht ruhig mit ansehen, daß die assyrische Macht bis an seine Grenzen reichen sollte; es hätte dem also zuvorkommen müssen, und Juda mußte dadurch zum Zankapfel zweier übermächtiger Reiche und zum Tummelplatz für deren verwüstende Heeressäulen werden. Achas' Kurzsichtigkeit bedachte diese Gefahren nicht, weil sie der Zukunft angehörten; er wollte nur die im Augenblick drohende Gefahr abwenden, und um diesen Preis wollte er sogar auf die Selbstständigkeit seines Landes Verzicht leisten.

Der Prophet Jesaia aber blickte mit seinem Seherauge tief in die Zukunft und warnte den König vor Uebereilung durch die allzugroße Angst. Er begab sich zu Achas auf den Platz am oberen Teiche, wo dieser die Befestigungswerke betrieb, nahm seinen Sohn mit, welcher den bedeutungsvollen Namen Scheâr-Jaschub (o. S. 109) führte und suchte ihm erst die Angst zu benehmen. Mit klaren, deutlichen Worten und doch in schwunghafter Rede enthüllte er ihm die Zukunft:


Sei vorsichtig und sei ruhig,

Fürchte nicht, dein Herz mag nicht zagen

Vor den beiden Stümpfen vor Zorn rauchender Brande,

Vor Rezin und Aram und Remaljahu's Sohn.

Obwohl Aram gegen dich Unglück beschlossen,

Ephraim und Remaljahu's Sohn sprachen:

›Wir wollen gegen Juda ziehen,

Es bedrängen, es für uns erobern,

Und einen König darin einsetzen,

Den Sohn Tabel!‹ »so spricht Gott«:

[132] ›Es wird nicht bestehen und nicht bleiben,

Denn Damaskus bleibt nur das Haupt von Aram,

Und das Haupt von Damaskus bleibt Rezin,

Und in fünf und sechzig Jahren

Wird Aram gesunken sein, ein Volk auszumachen.

Das Haupt von Ephraim bleibt Samaria,

Und das Haupt von Samaria Remaljahu's Sohn,

Wenn ihr kein Vertrauen habet,

Werdet ihr allerdings nicht gefestigt werden10.‹


Jesaia merkte es dem König Achas an, daß er zu seinen Worten und zum Verheißen göttlicher Hilfe kein Vertrauen hatte. Darum fuhr er fort:


»Verlange ein Zeichen von Gott,

Mag es tief im Grabe sein, oder hoch oben«.


Ungläubig erwiderte Achas: »Ich will kein Zeichen von Gott verlangen.« Darauf fuhr der Prophet fort:


»Hört doch, ihr Leute des Hauses David!

Ist es noch zu wenig, daß ihr die Menschen ungeduldig macht,

So wollt ihr noch Gott ungeduldig machen?

Der Herr wird euch ein Zeichen geben:

Eine Sklavin, die schwanger ist,

Wird einen Sohn gebären

Und ihn Immanuel [mit uns ist Gott] nennen.

Milch und Honig wird das Kind genießen,

Sobald es nur unterscheiden wird,

Das Unangenehme abzuweisen

Und das Angenehme anzunehmen.

Denn ehe noch der Knabe dieses unterscheiden wird,

Wird das Land verlassen sein,

Vor deren beiden Königen du ein Grauen hast11


Darauf deutete er dem König die Gefahren an, welche ihm von einem Bündnisse mit Assyrien drohen:


»Der Herr wird über dich, dein Volk und dein Vaterhaus Tage bringen,

Wie sie nicht eingetroffen sind,

[133] Seitdem sich Ephraim von Juda löste:

Den König von Assyrien.

Gott wird herbeipfeifen die Fliege,

Welche am Ende von Aegyptens Fluß ist,

Und die Biene im Lande Assur,

Und sie werden kommen und lagern

In allen Thälern und Felsklüften,

Unter allen Dorngestrüppen

Und unter allen Stachelhecken.«


Von der nächsten Zukunft schweifte der Blick des Propheten Jesaia in die entferntere. Er sieht das Land von den Heeren der Assyrer in einen Platz von Dornen und Disteln verwandelt, ganz besonders aber die Hügel, welche mit edlen Reben bedeckt sind, die Weinerzeuger, welche zum Rausche und Sinnentaumel Anlaß gegeben, verödet. Aber die Weideplätze werden bleiben und der Mensch wird sich begnügen müssen mit einem jungen Rind und zwei Schafen, die so ergiebig sein werden, daß das Land doch wieder von Milch und Honig träufeln wird – für den Ueberrest des Volkes (Schear-Jaschub)12.

Jesaia kam dann wieder auf die Gegenwart zurück. Er erzählte, daß ihm die Weisung zugekommen sei, auf eine große Rolle mit großen Buchstaben in der Volksschrift aufzuschreiben: »Schnell Beute – eilig Plünderung« (Maher Schalal Chasch Baz). Zwei glaubwürdige Zeugen sollte er zur Bewährung der Offenbarung nehmen, den Priester Uria und den Propheten Zacharia, Sohn Jibrekhjahu's. Noch mehr. Als seine Frau, die Prophetin, ihm einen Sohn geboren hatte, habe er laut prophetischer Anregung ihm den bedeutungsvollen langen Namen gegeben: »Maher Schalal Chasch Baz«. Diese Vorzeichen sollten vergewissern: »Ehe noch der neugeborene Prophetensohn Vater und Mutter rufen wird, wird das Gut von Damaskus und die Beute von Samaria vor dem König von Assyrien einher getragen werden«. Dann wandte sich Jesaia an die verrätherische Partei, die es heimlich mit den Verbündeten hielt:


»Weil diese Leute das Wasser des Siloa verachten,

Das langsam dahin fließt,

Und sich freuen mit Rezin und Remaljahu's Sohn,

So wird Gott über sie allerdings die großen und

Gewaltigen Gewässer des Euphrat bringen,

Den König von Assur und sein ganzes Heer.

[134] Es wird alle Bette übersteigen,

Ueber alle Ufer treten,

Es wird auch in Juda streifen,

Uebersluthend, bis zum Halse reichend,

Und die Ausdehnung seiner Flügel

Wird die ganze Breite deines Landes füllen,

O, Israel13!


Aber trotzdem, verkündete Jesaia zum Schlusse dieser Rede, trotzdem wird Juda nicht untergehen.


Wisset es, ihr Völker,

Vernehmet es, ihr Erdenfernen,

Rüstet euch nur, ihr werdet doch gebrochen,

Rüstet euch, ihr werdet doch vernichtet.

Pflegt nur Rath, er wird vereitelt,

Redet nur ein Wort, es wird nicht bestehen,

Denn mit uns ist Gott14


Achas blieb aber gegen alle diese Zeichen verstockt. Er hatte mehr Vertrauen auf Tiglat-Pileser, als auf den Gott Israels, und so vollzog sich das Verhängniß. Sobald der assyrische König Kunde erhalten hatte, daß mehrere Fürsten und Völker ein Bündniß gegen ihn geschlossen hatten, führte er seine Heere in deren Länder. Zuerst stieß er auf das damascenische Aram. In Folge dessen mußte Rezin die Belagerung von Jerusalem aufheben und zum Schutze seines Landes herbeieilen; auch Pekach mußte auf sein eigenes Heil bedacht sein und nach Samaria zurückkehren. Jerusalem war für den Augenblick gerettet. Beide feindlichen Könige, die »Stümpfe rauchender Holzstücke«, konnten indeß die Folgen ihrer Schritte nicht mehr abwenden. Tiglat-Pileser belagerte zunächst Damaskus, nahm es ein, machte Rezin zum Gefangenen und tödtete ihn. Die Einwohner von Damaskus, welche ihm hartnäckigen Widerstand entgegengesetzt hatten, führte er in Gefangenschaft weit weg und ließ sie am Flusse Kir (Kyros) an der westlichen Seite des Kaspi-Sees ansiedeln. In dem paradiesischen Damaskus und der Umgegend siedelten sich Assyrer an, und es wurde seit der Zeit eine völlig assyrische Stadt, eine der Residenzstädte der assyrischen Könige. Das ganze ehemalige Aram wurde seit der Zeit Assyrien und abgekürzt Syrien genannt15.

[135] Von Damaskus aus überzog Tiglat-Pileser das Zehnstämmereich mit Krieg, eroberte die festen Städte des Gebirgslandes, der Meeres- und Jordangegend, das Gebiet der Stämme Naphtali, Ascher, Sebulon und den Landstrich, welchen die Daniten an der Jordanquelle und am Fuße des Hermon inne hatten. Pekach scheint nicht einmal den Versuch gemacht zu haben, sich zur Wehr zu setzen, sondern sich feige unterworfen zu haben. Dafür ließ ihn Tiglat-Pileser am Leben, aber die Bewohner der Nordstädte, Ijjon, Dan, Abel-Beth-Maacha, Janoach, Kedesch, Chazor und die des jenseitigen Landes führte er in Gefangenschaft (um 738) und verpflanzte sie in verschiedene Gegenden des großen, assyrischen Reiches16.

Die Strafandrohung, welche Amos zwei Menschenalter vorher prophezeit hatte, erfüllte sich damals zum Theil. Da der Norden des Zehnstämmereiches äußerst fruchtbar war, so hat ihn Tiglat-Pileser schwerlich öde gelassen, sondern ihn wahrscheinlich mit Assyrern oder Bewohnern anderer eroberten Länder bevölkert. Das Reich Israel war seit der Zeit um die Hälfte seines Gebietes und seiner Bewohner vermindert. Seine Grenze im Norden reichte lediglich bis zum Berge Thabor, und dieser Ueberrest wurde ein Vasallenland des assyrischen Reiches und mußte jährlich Tribut zahlen und Huldigungsgeschenke an die Könige liefern. Gegen Pekach, welcher durch seine Tollkühnheit das Unglück herbeigeführt hatte, gegen »diesen thörichten Hirten, welcher die Heerde preisgegeben hat«, herrschte ohne Zweifel eine große Unzufriedenheit. Diese ging in eine Verschwörung gegen ihn über. Hosea, Sohn Ela's, leitete diese Verschwörung und tödtete Pekach um 73617, nachdem dieser zwei Jahrzehnte zum Unheil des Volkes und des Landes regiert hatte.

Auch im Reiche Juda ging um diese Zeit eine tiefgreifende Wandlung vor. Achas hatte sich selbst aus Zaghaftigkeit zum Vasallen des Königs von Assyrien gemacht. Er mußte in Folge dessen sich zu Tiglat-Pileser zur Huldigung begeben, während dieser in Damaskus die unterworfenen Könige und Fürsten zwang, ihm ihre Vasallenschaft zu erkennen zu geben. Anstatt sich durch die Rolle der Knechtschaft gedemüthigt zu fühlen, gerieth er in Bewunderung für das assyrische Wesen und faßte den Plan, eine Nachahmung desselben in sein Land einzuführen oder dies vollständig zu assyrisiren. Ihm gefiel zunächst [136] die Form des Altars, den Tiglat-Pileser in Damaskus bauen ließ. Die assyrischen Altäre waren aus Steinplatten, dreiseitig, mit abgerundeten verzierten Oberwänden18, verschieden von den Altären der Israeliten, Phönizier und Aramäer. Ehe noch Achas nach Jerusalem zurückkehrte, befahl er dem Hohenpriester Uria nach der Zeichnung, die er einschickte, einen Altar nach diesem Muster zu errichten. Der Hohepriester hatte kein Bedenken, einen solchen Altar errichten zu lassen. Wie mag er aber erstaunt gewesen sein, als Achas bei seiner Rückkehr auf diesem Altar selbst opferte!19 Wie die assyrischen Könige wollte auch Achas das Königthum über das Priesterthum gestellt wissen, oder vielmehr wie diese sich als Abkömmlinge eines Gottes ohne priesterliche Vermittelung dem Altar näherten, so wollte auch Achas betrachtet sein. Anstatt sich gedemüthigt zu fühlen, kehrte er mit Hochmuth aus Damaskus zurück. Bei seiner Rückkehr befahl er, den neuen größeren Altar nach assyrischem Muster an die Stelle des aus Salomo's Zeit stammenden ehernen Altars zu setzen und diesen, welcher nur zehn Ellen Höhe und 40 Ellen im Gevierte Umfang hatte, an die entgegengesetzte Seite, nach Norden zu schaffen. Auf dem großen Steinaltar sollte gewöhnlich geopfert werden, der kleinere eherne Altar sollte für den König allein bleiben, wenn es ihm beliebte, Priesterdienst zu verrichten. Der Hohepriester Uria ging auf alles ein, war viel gefügiger, als der Hohepriester zur Zeit Usia's. Er scheint einer jener Priester gewesen zu sein, welche nicht die Lehre, die sie zu vertreten berufen sind, im Auge haben, sondern ihr eigenes Wohlergehen und ihren Nutzen; er mochte nicht als Opfer fallen. Achas ging noch weiter in der Nachahmung assyrischer Bräuche. Er führte auch den Sonnen- und Planetenkultus in Jerusalem ein. Im Eingang des Tempels wurde wahrscheinlich das Bild der Sonne strahlenförmig angebracht, und dem Sonnengott waren Rosse und Wagen geweiht. Die Rosse waren in einer Halle, welche den Namen eines Verschnittenen, [137] Nathan-Melech, führte, untergebracht20. Für die Anbetung der fünf großen, dem Auge sichtbaren Irrsterne (s.o. S. 99), weil diese nur des Nachts wahrgenommen werden können, ließ Achas nach dem Vorgange der Babylonier auf dem Dache seines Palastes Altäre anbringen21. Und überall auf Höhen und Hügeln ließ er Altäre errichten. Achas übertraf noch an Götzendienerei die Könige von Israel. Auch sonst begannen unter ihm assyrische Elemente in Juda einzudringen. Die assyrische Sprache, welche mit der aramäischen viele Aehnlichkeit hatte, lernten die Hofleute, um sich mit den gebietenden Herren verständigen zu können22. Auch manches Nützliche ist durch die Nachahmung des Assyrischen eingeführt worden. Die Sonnen oder Schattenuhr, eine Erfindung der Chaldäer, machte Achas in Jerusalem heimisch; sie war in der Nähe des Palastes angebracht. Diese Schattenuhr wurde nach Achas benannt23. Auch auf eine genauere Zeitrechnung ist wohl in Jerusalem seit Achas geachtet worden. Von den schönen Künsten, besonders der Zimmermalerei, Anfertigung der Verzierungen, die dem Formensinn wohlthun, worin die Assyrer Außerordentliches geleistet haben und Lehrer der Griechen wurden24, haben wohl die Judäer manches angenommen. Die Bauart erhielt in Jerusalem einen andern Styl25. Aber die Schattenseiten der Nachahmung des Assyrischen waren bei weitem überwiegend. Das ureigene Wesen, die lautere Gottesverehrung und die höhere [138] Sittlichkeit, erhielt durch die Nachahmung des Fremden von neuem Einbuße. Achas überschritt in der Nachäffung alle Grenzen. Als ihn einst ein großes Unglück bedrohte, verfiel er darauf, seinen eigenen Sohn zu Ehren eines eingebildeten Gottes Moloch zu opfern. Auch diese entsetzliche Grausamkeit lag im assyrischen Götzenkultus26. In dem schönen Thale Hinnom oder Ben-Hinnom (von dem Besitzer so genannt), an der südöstlichen Ausweitung des Kidronthales, wo durch die Siloaquelle und andere rieselnde Gewässer die Fruchtbarkeit einen prächtigen Pflanzenwuchs erzeugte, wurde eine Feuerstätte (Tôphet) errichtet, und dort ließ Achas einen seiner Söhne, taub gegen das herzzerreißende Jammern des unschuldigen Wesens, im Feuer verkohlen27.

Welches drohende Unglück mag Achas bewogen haben, sein Vaterherz zu verhärten und eine solche Unthat zu begehen, wie einst Mescha, König von Moab? Es scheint, daß der Schrecken vor dem feindlichen Ueberfall eines assyrischen Königs, entweder des Tiglat-Pileser oder seines Nachfolgers, ihn dahin gebracht hat, ein solches Opfer zu bringen, um den Zorn seiner Götter zu besänftigen. Diese Furcht vor dem assyrischen Großkönig hat ihn auch veranlaßt, Veränderungen im Tempel vorzunehmen. Die Verzierungen an den ehernen Leisten der beweglichen Wasserwagen ließ er abnehmen und die zwölf ehernen Rinder, welche den großen Wasserbehälter oder das eherne Meer trugen, das Kunstwerk aus der Salomonischen Zeit28, ließ er entfernen und den Wasserbehälter auf einen Untersatz von Stein bringen. Einen bedeckten Sitz, welcher im Eingang des Tempels war, ließ er in das Innere desselben verlegen. Wollte Achas damit verhindern, daß solche kunstvolle Verzierungen dem assyrischen König nicht in die Augen fallen sollten? Oder wollte er sie beseitigen, weil sie an die Verbindung der Israeliten mit Aegypten oder Phönizien erinnerten? [139] Jedenfalls muß er von einer gewaltigen Furcht vor dem assyrischen Großkönig beherrscht gewesen sein. Alle seine sklavische Unterthänigkeit befreite ihn nicht von bangen Sorgen für den Bestand des Landes und für sein eigenes Leben. Umsonst hat er Verkehrtheiten über Verkehrtheiten begangen, hatte sich einem strengen Herrn verkauft, er mußte vor jeder finstern Stirnfalte desselben zittern29.

Achas' Verkehrtheiten konnten selbstverständlich nicht ohne Einfluß bleiben. Den Fürsten Juda's, die ohnehin Vorliebe für das Ausländische hatten, das ihren Gelüsten volle Freiheit ließ, mag dieses Anschmiegen an die assyrische Macht hinterher willkommen gewesen sein. Sie durften, von der Ohnmacht des Königs Achas begünstigt, mehr noch als früher ihrem lüsternen Sinne fröhnen und ihre Ungerechtigkeiten gegen das Volk fortsetzen30. Die Priester waren ebenfalls von der Verkehrtheit angesteckt. Aus Eigennutz oder Furcht schwiegen sie zu den Unthaten des Königs und der Großen oder redeten ihnen zum Munde. Um Geld lehrten sie nach dem Herzenswunsch der Mächtigen. Von einem der entarteten Priester scheint die Auslegung ausgegangen zu sein, daß das Opfern der Erstgeborenen dem Gott Israels keineswegs zuwider, sondern angenehm sei. Das von Mose offenbarte Gesetz habe befohlen, daß die Erstgeborenen Gott geweiht, d.h. dem Feuer zum Opfer bestimmt werden sollten31.

Glücklicher Weise waren damals Vertreter der Urlehre und der lauteren Gesittung vorhanden, welche mit kräftiger Beredtsamkeit und Ueberzeugungsfestigkeit gegen dieses Unwesen, diese Entfremdung und diese äußerste Entartung laut ihre Stimme erhoben. Gewiß hat Jesoia mit seiner Feuersprache dagegen geeifert; seine prophetischen Reden aus dieser Zeit haben sich aber nicht erhalten. Nur ein Bruchstück, eine Rede gegen eine Volksklasse, welche verkehrte Vorstellungen hegte und äußerte, ist noch vorhanden:


»Nennet nicht heilig,

Was diese Leute heilig nennen,

Den Gegenstand ihrer Verehrung verehrt nicht,

Den Herrn Zebaoth sollt ihr heiligen,

Ihm sei eure Verehrung geweiht.

[140] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ich hoffe auf den Herrn

Obwohl er sein Antlitz vor Jakob's Haus verhüllt,

Ich hoffe auf ihn«.


»Sieh', ich und die Jünger, die mir Gott geschenkt hat, sind zum Vorzeichen und zum Vorbilde von dem Herrn Zebaoth, der da weilt auf Zions Berg. Wenn sie zu euch sagen werden: ›Forschet nach zu den Bauchrednern und den Wissenden, die da zirpen und lispeln.‹ Soll doch ein Volk seinen Gott befragen zum Schutze der Lebenden zu den Todten wegen Belehrung und Warnung – gewiß, sie werden solches sprechen – so« ...32.

Ein jüngerer Prophet dieser Zeit legte die Finger in die eiternde Wunde und nannte die Unthat nicht bloß beim rechten Namen, sondern wies auch auf den Keim hin, dem sie entsprossen ist. Micha II. aus Morescha, einem Städtchen in Südwestjudäa, war wahrscheinlich aus Jesaia's Schule hervorgegangen und theilte sich in den schweren Beruf, den Sündern in's Herz zu reden und ihnen die Folgen ihrer Verblendung klar zu machen. Er besaß weder die Anmuth, noch die Tiefe, wohl aber die beißende Ironie der jesaianischen Beredtsamkeit. Micha liebte es, Wortspiele anzuwenden, die Gedanken durch Frageformen zu verdeutlichen und durch Einstreuung der Worte, welche in dem Munde Vieler lebten, das Unsinnige derselben hervorzuheben. Er hatte wohl seinen dauernden Aufenthalt in Jerusalem. Da er aber die Stimmung der Landstädte und Dörfer kannte, nahm er mehr als die übrigen Propheten auch auf diese Rücksicht. Eine Rede, die Micha zur Zeit des Königs Achas hielt, legte die ganze Nacktheit der herrschenden religiösen und sittlichen Verderbniß bloß:


»Hört das Wort, das der Herr spricht,

›Auf! hadere mit den Bergen,

Die Hügel mögen deine Stimme hören‹

So höret denn, ihr Berge, Gottes Streit,

Ihr Felsen, Grundvesten der Erde!

Denn eine Streitsache hat Gott mit seinem Volke

Und will mit Israel rechten.

›Mein Volk! Was habe ich dir gethan,

Und womit dich überbürdet? Zeug' gegen mich!

Etwa, daß ich dich aus Aegypten geführt,

[141] Dich aus dem Sklavenhause erlöst

Und vor dir Mose, Ahron und Mirjam gesendet?

Mein Volk!

Erinnere dich doch, was Balak, Moab's König, beschlossen,

Und was ihm Beor's Sohn Bileam geantwortet.

[Wie er dich über den Jordan führte]

Von Schittim bis Gilgal,

Auf daß du Gottes Gnade erkennest!

Womit soll ich Gott entgegenkommen?

Dem Gott der Höhe vergelten?

Soll ich ihm mit Ganzopfern einjähriger Rinder entgegenkommen,

Wird Gott freundlich aufnehmen Tausende von Widdern,

Zehntausend Ströme von Oel?

Soll ich meine Erstgeborenen für meine Sünde,

Meines Leibes Frucht als Sühne meiner Seele hingeben?‹

Er hat dir doch verkündet, o Mensch, was gut ist,

Und was Gott von dir fordert?

Nichts weiter, als Recht üben, Menschenliebe

Und demüthig wandeln vor deinem Gotte!

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Kann sie [Zion] mit falscher Wage

Und mit dem Beutel trügerischer Steine unschuldig sein?

Sie, deren Reiche voll sind von Gewalt,

Deren Bewohner Trug sprechen,

Und deren Sprache in ihrem Munde Falschheit ist?

Ich habe dich unheilbar geschlagen,

Dich verwüstet wegen deiner Sünde.

Du issest und wirst nicht satt

Und es macht dich mager in deinem Innern.

Du erwirbst und behältst nichts,

Und was du behältst,

Werde ich dem Schwerte überliefern.

Du säest und erntest nicht,

Du trittst Oliven und gießest kein Oel,

Und Trauben und trinkest keinen Wein.

Befolgt werden Omri's Gesetze

Und das ganze Thun des Hauses Achab.

In ihren Plänen wandelst du;

Drum gebe ich dich der Verwüstung preis,

Die Bewohner dem Gespött

Und die Schmach der Völker sollt ihr tragen33


[142] Indessen griff trotzdem die Verderbniß um sich und steckte auch den gesunden Theil an. Es erhoben sich falsche Propheten, welche auch im Namen Ihwh's den Lastern und der Verkehrtheit das Wort redeten, um den Machthabern zu schmeicheln. Diese Lügenpropheten sprachen ebenfalls in begeisterten Worten, gaben ebenfalls vor, Gesichte zu haben, bedienten sich ebenfalls der prophetischen Redeweise und brachten dadurch eine lähmende Begriffsverwirrung hervor. Das Volk wurde irre und wußte nicht mehr, wem es Glauben schenken sollte, ob den Tadlern und Sittenrichtern, oder den Liebedienern und Schönfärbern. Jesaia scheint aus Verachtung diese Afterpropheten keiner besonderen Aufmerksamkeit gewürdigt zu haben. Nur vorübergehend sprach er von ihnen:


»Der Herr wird von Israel vertilgen

Kopf und Schweif, Palmen und Binse:

Der Volksälteste und Angesehene ist der Kopf

Und der Lügenlehrende Prophet der Schweif.

Die das Volk leiten sollen,

Führen es irre,

Und die Geleiteten sind verführt34


Micha aber hat die Lauge seines Spottes über diese Afterpropheten ausgegossen.


»Wenn ein Mann, der in Wind und Lüge macht, löge,

Dir prophezeite um Wein und Trank:

Das wäre ein Prophet für dieses Volk.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

So spricht Gott über die Propheten,

Welche mein Volk irre führen,

Die, wenn sie mit den Zähnen zu beißen haben,

Frieden verkünden,

Gegen den, der ihnen nichts in den Mund giebt,

Rüsten sie Krieg35


Krieg mögen die Asterpropheten besonders gegen ihre Genossen verkündet haben, welche die Erbärmlichkeit der Zeit, die Selbstsucht der Großen, die Bestechlichkeit der Richter, den Aberwitz der Götzendiener [143] gegeißelt haben. Denn wieder wie zur Zeit der Isebel haben sich die Propheten Ihwh's verbergen müssen, wenn sie nicht dem Tode verfallen wollten. Schlingen wurden ihnen gelegt, um sie zu Falle zu bringen36.

In dieser trostlosen Zeit des Königs Achas, die sich kaum mit der sechsjährigen Mißregierung der Athalia vergleichen läßt, in welcher der König die uralte Lehre mit Füßen trat, götzendienerisches Unwesen einführte, damit Unsittlichkeit und Rechtsverhöhnung verband, die Großen schrankenlos ihren Gelüsten fröhnen konnten, die Lügenpropheten diesen Missethaten das Wort redeten und die Propheten der Wahrheit und des Rechts geächtet wurden, scheint eine That von großer Tragweite ausgeführt worden zu sein. Ein Buch ist in die Oeffentlichkeit eingeführt worden, welches das Buch der Bücher genannt zu werden verdient, weil es in ungeschmückter und doch erhabener Rede die Regel für das sittliche und religiöse Leben aufstellt, es nach allen Seiten hin beleuchtet und anpreist und die Laster und Verkehrtheiten als solche kenntlich macht. Ein Prophet sprach gegen den Andern. Was der Eine verdammte, lobte der Andere. Wo ist die Wahrheit? Woran sollten sich diejenigen halten, welche noch nicht vom Strudel der allgemeinen Verderbniß fortgerissen waren? Ist Ihwh Gott oder Baal? Ist der unzüchtige Astartendienst gestattet oder verpönt? Sollen Kinderopfer gebracht werden? Zwei Thatsachen standen aber in der allgemeinen Verwirrung über allem Zweifel fest, auch denen, welche das Fremde so hochstellten und sich darin verloren: die Erlösung des Volkes aus Aegypten und die Mittlerschaft des ersten Propheten bei diesem Erlösungswerke. Die Erinnerungen an diese Vorgänge waren denen, welche überhaupt nicht ganz stumpf waren, lebendig und gegenwärtig. So oft die Propheten sprachen, knüpften sie daran an oder machten Anspielungen darauf. Keiner der großen Ahnen und Führer des Volkes stand in so hohem Ansehen wie Mose. Sein Name lebte in der Erinnerung als der eines geistigen Helden, der in inniger Gemeinschaft mit Gott gestanden und von ihm Offenbarungen, Lehren und Gesetze, Mahnungen und Warnungen empfangen. Das, was Mose, als von Gott stammend dem Volke übermittelt hatte, galt als wahr, recht und heilsam. In das Bewußtsein des Volkes war aber bis dahin wenig von dem durch Mose Geoffenbarten gedrungen. Nur dämmerhafte Ueberlieferungen waren über den Inhalt, Werth und Ursprung der von ihm stammenden [144] Lehre bekannt37. Die Lehre, welche Mose als »Erbe für die Gemeinde Jakob's« verordnet hatte, lebte nur im Kreise der Eingeweihten, der Ahroniden und Leviten. Nur hin und wieder waren gelegentlich einzelne Abschnitte mitgetheilt worden38. Die Verderbniß der Zeit führte daber darauf, diese Lehre vollständig zum Gemeingut des Volkes zu machen. Dadurch sollte kund werden, welcher Weg der rechte sei, ob der von den Propheten Ihwh's oder der von den Afterpropheten verzeichnete und empfohlene. Mose's Stimme sollte im Namen Gottes sprechen, die Wahrheit künden und den Verwirrungen ein Ende machen.

Von wem diese zeitgemäße Veröffentlichung des »Buches der Lehre Mose's« ausgegangen ist, ob aus dem Propheten- oder aus dem Priesterkreise, läßt sich nicht entscheiden. Sicher ist es, daß es zuerst in Achas' Zeit39 veröffentlicht und im Reiche Juda oder richtiger in Jerusalem volksbekannt wurde. Die durch Mose vermittelte Lehre sollte einen schneidenden Gegensatz gegen die Afterlehre des Hofes und der volksverführerischen Lügenpropheten bilden.


Fußnoten

1 Könige II, 16, 2 und ebenso Chronik II, 28, 1 ist zwar angegeben, daß Achas beim Regierungsantritte erst zwanzig Jahre alt gewesen sei. Allein diese Zahl kann unmöglich richtig sein. Denn da er nur 16 Jahre regiert hat, so wäre er demnach nur 36 Jahre alt geworden, und da sein Sohn Chiskija mit dem 25. Jahre ihm nachfolgte, so müßte ihn Achas im 11. Lebensjahre gezeugt haben, was doch selbst bei orientalischer Frühreife unmöglich erscheint. Daher ist wohl die Zahl richtiger, welche die griechische (Vatikanischer Text) und syrische Version zu Chronik erhalten haben, daß namlich Achas den Thron im Alter von 25 Jahren bestieg, also 41 Jahre alt wurde und seinen Sohn im Alter von 16 Jahren erzeugte.


2 Vergl. M. v. Niebuhr: Geschichte Assurs und Babels, S. 64 fg., 154 fg., daß der Abfall der Meder ungefähr gleichzeitig mit dem Babylons fällt, und für diesen ist das Jahr bekannt, nämlich das 1. Jahr Nabonassar's 747 v. chr. Z. Nach Herodot I, 95 sind die Meder zuerst von allen Völkern von den Assyriern abgefallen, vergl. das. 150. Daß die Völkerwanderung der Kimmerier und Skythen in der Zeit der ersten Olympiade 774 stattgefunden hat, ist von Niebuhr überzeugend nachgewiesen. [Vgl. dagegen jetzt Hom mel, Gesch. Babyloniens und Assyriens, S. 639 ff., 723 f. und Schrader-Winckler, S. 24 u. 52.]


3 Bei Syncellus 207. Mit Recht folgert M. v. Niebuhr daraus (das. S. 168) und aus dem abgerissenen Passus in Eusebius' armenisch erhaltener Chronik (ed. Mai p. 6): ut ipse (Berosus) ait: Nabonassarus erat eo tempore, daß dieser eine feindliche Stellung gegen Assyrien eingenommen und Babylon selbstständig gemacht hat. Das Verzeichniß der babylonischen Königsreihe, welche mit Nabonassar beginnt, ist in Ptolemäus' Kanon der babylonischen oder chaldäischen Könige erhalten. Falsch ist die Annahme G. Rawlinson's und anderer Assyriologen, daß Nabonassar auf dem Friedensfuß mit den Assyriern stand (G. Rawlinson: the five monarchies II, 396; III, 447).


4 [Oder Tuklâti-pal-ischirra (Hommel, Gesch. Babyl. u. Assyr., S. 648) oder Tikulti-apil-escharra (Schrader-Winckler, Keilinschriften u.d. alte T.3, S. 38, Anm. 3.]


5 S. Frankel-Graetz, Monatsschrift, Ig. 1874. S. 490 fg. [Vgl. jetzt Schrader, die Keilinschriften und das alte Testament, 2. Aufl., S. 246 ff, 255 ff. 3. Aufl. S. 49 ff. u. Hommel a.a.O. S. 648 ff.]


6 Könige II, 19, 12 parallel Jesaia 37, 12.


7 Ps. 78. Dieser Psalm ist von den Auslegern voll ständig verkannt worden, darum setzten sie ihn in sehr späte, etwa gar in die makkabäische Zeit, obwohl die Erinnerung an Ephraim in dieser Zeit völlig erloschen war. Die Pointe liegt in der Antithese von Ephraim-Joseph und Juda und vom Tempel zu Schilo und dem Tempel zu Zion V. 67 fg., darauf wird schon in V. 9 hingewiesen. Das Folgende bezieht sich ebenfalls auf Ephraim, als wenn er allein die Schuld am Abfall und Unglück gehabt hätte. Auf den Stierkultus ist in Vers 58 hingewiesen. Die Sprache dieses Psalms ist edel und zeigt keine Spur nachexilischer Elemente. Das Wort הקשנ ist durchaus nicht aramäisch. Statt ןנורתמ muß man V. 65 lesen ררועתמ.


8 Könige II, 16, 6. Für םימוראו hat die Masora das Keri םימודאו und ebenso LXX, was wohl auch richtiger ist. Dann muß man wohl auch lesen תליא תא... בשה םודאל. Denn auf Aram paßt das Verbum בישה nicht, da es niemals diese Hafenstadt besessen hat. [Vgl. auch Klostermann und Benzinger z. St.]


9 Chronik II, 28, 17 fg. Diese Nachricht ist sicher historisch und mag ursprünglich auch in Könige enthalten gewesen sein. In LXX das. ist noch ein Zusatz hinter dem Stadtnamen Βαιϑσαμές, welcher die Andeutung giebt, daß ursprünglich auch hier mehr im Texte enthalten war: καὶ τὰ ἐν οἴκῳ κυρὶου κ. τ. λ. Das ist dasselbe, was in K. II, 16, 8 erwähnt wird; daraus folgt, daß beide Texte Lücken enthalten. Für תורדגה muß man wohl lesen: רזג, und תו ist Dittographie des folgenden תאו. Ueber וימג und die Identität desselben mit Emmaus, vgl. B. I, S. 423, Note.


10 Jesaia 7, 3 fg. Für הנציקנ muß man lesen הנקיצנ von קוצ und Vers 8 statt םירפא תחי muß man lesen םרא wie 19, 31 [17, 3?]. So sind alle Schwierigkeiten gehoben. Die 65 Jahre bedeuten zwei Menschenalter zu 33 Jahren. Jesaia prophezeite also, daß Aram in zwei Menschenaltern aufgehört haben wird. [In den »Emendationes« pp. macht der Vf. einen anderen Vorschlag.] םעמ תחי ist gleich ריעמ דסומ 17, 1 u.a. St.


11 Das. V. 14 המלעה bedeutet nichts anderes, wie תומלע im Hohenlied und הרענה in Amos, nämlich Sklavin; das Zeichen soll sein, daß eine stumpfe Sklavin durch die Namengebung לאונמע – »mit uns ist Gott« – für ihren Sohn das Vertrauen auf Gott kundgeben werde. Alle dogmatische Typik, die man in das Wort gelegt hat, ist Nonsens. המלע kann allerdings auch Jungfrau bedeuten, wie הרענ, aber המלעה mit dem dominierenden Artikel bedeutet nichts anderes als הרענה, eine Sklavin, wie רענה ein Sklave, παῖς, bedeutet.


12 Das ist der Sinn das. Vers 21-25. Und dazu hat Jesaia seinen Sohn בושי ראש mitgenommen, damit sein Name diesen Gedanken vergegenwärtigen soll: האמח ץדאה ברקב רתונה לכ לכאי שבדו.


13 Das. 8, 8 hat das Targum statt לא ונמע... בחד אלמ das Wort לארשי. Auch die alte Masora in Massechet Sopherim cpt. V. zählt das Wort לאונמע in dieser Prophezeiung nur zweimal. Sie kennt also nicht noch ein drittes לאונמע. In der That ist das Wort hier unverständlich. [Vgl. jedoch Luzzatto zur Stelle.]


14 Das. 8, 9 haben LXX statt וער γνῶστε = ועד, und das Wort ותחו in diesem Vers ist dittographirt. Dann hat der Vers eine angemessene Symmetrie.


15 Könige II, 16. 9. Vgl. Herodot VII, 63. οὗτοι δὲ ὑπὸ Έλλἠνων ἐκαλέοντο Σύριοι ὑπὸ δὲ τῶν βαρβὰρων Ἀσσύριοι ἐκλἠϑƞσαν. Strabo XVI p. 1071. Justin. I, 2 ... Assyrii, qui postea Syri dicti sunt.


16 Könige II, 15, 29 fg. Hinter ןויע fehlt ןד wie das. I, 15, 20. [Vergl. Klostermann zu II Sam. 24, 6, und Hommel a.a.O. S. 664 f.]


17 Vergl. über die Zeit Bd. I, S. 474 fg.


18 G. Rawlinson, the five monarchies II, p. 273.


19 Es ist von den Auslegern übersehen worden, obwohl deutlich genug Kön. II, 16, 12-13 angegeben ist וילע לעיו חבזמה לע ךלמה ברקיו, daß Achas selbst geopfert hat. Auch das war ein assyrischer Gebrauch, daß der Priester nicht als Mittler zwischen Gott und dem König auftrat, sondern daß der König selbst opferte, vgl. Layard Ninive und seine Ueberreste, deutsche Uebersetzung S. 329. G. Rawlinson das. p. 274. Dadurch ist auch die dunkle Stelle Könige das. 15, verständlich, 'וגו רקבל יל היהי תשחנה חבזמו, welche den Auslegern so viel Schwierigkeiten gemacht hat. רקבל ist einfach eine Buchstabenversetzung für ברקל und בירקהל. »Der eherne Altar soll für mich zum Opfern bleiben.« [S. dagegen Klostermann und Benzinger z. St.]


20 Könige II, 23, 11. Da hier und V. 12 von יכלמ הדוהי die Rede ist und nicht bloß von Manasse, wie 12b, so geht daraus hervor, daß Manasse nicht der erste war, der den Sonnen- und Planetenkultus eingeführt hat. Auffallend ist es, daß man unter den assyrischen Trümmerhaufen noch kein Bild von Sonnenrossen gefunden hat. Bei den Persern gab es solche nach Curtius III, 3, (7): Currum deinde Jovi sacratum albentes vehebant equi: hos eximiae magnitudinis equus, quem Solis appellabant, sequebatur [Vgl. auch Riehm-Bäthgen S. 1533]. Statt 'ה תיב אבמ das. V. 11 darf man nicht lesen אובמ, sonst ist das folgende לא ךלמ-ןתנ תבשל nicht verständlich, sondern es ist gleich אבממ. Die Rosse waren untergebracht von da, wo man in den Tempel eingeht, bis zur Halle des Nathan-Melech und zwar in dem Winkel םיורפ. Ueber םירורפ, Singular רורפ oder רברפ s. Chronik I, 26, 18.


21 K. das. 23, 12. זחא תילע גגה לע רשא תוחבזמה תאו kann nur vom Söller des Palastes verstanden werden, nämlich eine elliptische Genitiv-Construktion statt לע זחא תילע גג גגה wie תשחנה חבזמה und andere. [Vgl. jedoch Klostermann und Benzinger z. St.] Daß den Planeten auf Dächern von Privathäusern geopfert wurde, folgt aus Zephanja 1, 5, Jerem. 19, 13 [32, 29]


22 Folgt aus Könige das. 18, 26 und Parallelst. Jesaia. 36, 11.


23 Könige das. 20, 11 Parallelst. Jesaia, vergl. dazu Keil, Comment. zu Könige das.


24 Vergl. Layard a.a.O. S. 342 fg.


25 Vergl. Jerem. 22, 14.


26 Vergl. Movers, Phönizier I, 63, 65, 324, 333 fg.


27 Könige II, 16, 3. Die Lage des Ge-Hinnom giebt Hieronymus am genauesten zu Jeremia 7, 31: Toephet, quae est in valle filiorum Enom, illum locum significat, qui Siloë fontibus irrigatur, et est amoenus atque nemorosus, hodieque hortorum praebet delicias. Aus Josua 15, 8 und 18, 16 läßt sich die Lage nicht bestimmen. Da das Südostthal an der Siloa-Quelle in der That noch gegenwärtig am fruchtbarsten von der ganzen Umgebung Jerusalems ist, wie es ehemals war, so ist es ohne Zweifel dieser Punkt, den Achas zum erstenmal für die Kultusstätte des Moloch ausgewählt hat. [Vgl. Buhl a.a.O., S. 94]. Daß Achas Menschenopfer zuerst eingeführt hat, ist nach den Quellen zweifellos. Aber ein solches Opfer wurde lediglich zur Zeit einer Calamität dargebracht.


28 S. B. I, S. 315 fg.


29 S. Frankel-Graetz Monatsschrift, Jahrg. 1874, S. 498.


30 Jes. 10, 1 fg. Micha 3, 1 fg. 9-11; 6, 10 fg.


31 Aus Ezechiel 20, 26 לכ ריבעהב םתונתמב םתוא אמטאו םחר רטפ und V. 31 שאב םכינב ריבעהב םכיתונתמ תאשבו םיאמטנ םתא geht hervor, daß die Vorstellung herrschte: Gott habe befohlen, die Kinder zu verbrennen; dasselbe liegt auch das. 16, 21-22 תא יטחשתו ךיתונזתמ טעמה ינב wo »meine Söhne« im Gegensatz zu »deine Söhne« im vor. Verse die »Erstgeborenen« bedeutet Darum wiederholt Jeremia so oft und mit Nachdruck bei der Erwähnung dieser Kinderopfer: Gott habe sie keineswegs befohlen: 7, 31; 19, 5; 32, 35.


32 Jes. 8. 12 23 ist jedenfalls ein Bruchstück, das mit der vorangehenden Rede an Achas nicht in Verbindung steht, was schon aus V. 14 hervorgeht, da gegen beide Häuser Israel, also gegen Juda und das Zehnstämmereich, gesprochen wird. Auch Lücken sind wahrzunehmen, so namentlich zwischen V. 20 und 21. In V. 12 muß man statt רשק lesen שדק [So schlägt z.B. auch Lagarde vor], wie auch ein alter Bibelcodex, in Wilna befindlich, noch haben soll. [Vgl. jedoch Luzzatto zur Stelle.]


33 Micha, Kap. 6, das ein selbstständiges Ganzes bildet, kann unmöglich zu Chiskija's Zeit gesprochen worden sein. Denn die Pointe ist gegen Kinderopfer gerichtet (V. 7b), und diese können doch unmöglich zu Chiskija's Zeit vorgekommen sein. Daher muß dieses Kapitel in Achas' Zeit gesetzt werden, der zuerst Kinderopfer eingeführt hat. Ist doch auch in der Ueberschrift angegeben, daß Micha auch zur Zeit Achas' gesprochen hat. – Im Einzelnen ist zu diesem Kap. zu bemerken: יכ in Vers 4 ist ironisch zu fassen. Vor לגלגה דע םיטשה ןמ muß hinzugedacht werden: der Uebergang über den Jordan, wie es auch Targum errathen hat. ףכא V. 6 kann nicht richtig sein, vielleicht ist dafür ףינא zu setzen. V. 9 und 10 sind räthselhaft und noch nicht genügend erklärt. Statt הכזאה V. 11 haben sämmtliche alten Versionen die dritte Person, LXX am richtigsten ... הכזתה. Dann kann es sich nur auf Jerusalem beziehen (nämlich auf ריעה und היבשי V. 12) – ךחשיו V. 14 ist unverständlich und nach sämmtlichen Auslegungen gekünstelt. Es kann nur von שחכ »abmagern« stammen, also statt ךשחכיו ךברקב. V. 16 muß unter ימע verstanden werden םימע Pl. wie öfter, worauf schon Kimchi aufmerksam gemacht hat.


34 Jes. 9, 13-15. Dieses Bruchstück scheint nicht lange nach Tiglat-Pileser's Invasion gesprochen worden zu sein, wie aus V. 8-9 hervorgeht.


35 Micha 2, 11; 3, 5 fg.


36 Vergl. Jes. 29, 21. ןושקי רעשב חיכומלו mit Hosea 9, 8. ויכרד לכ לע שוקי חפ איבנ. Jes. 30, 20 דוע ףנכי אלו ךירומ, d.h. »deine Lehrer werden sich nicht mehr zu verhüllen, zu verbergen brauchen«.


37 Vergl. o. S. 25 fg., 56, 94 fg.


38 S. Note 6. Die Thora.


39 S. Note 6.



Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1902, Band 2.1, S. 146.
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