22. Die Reihenfolge der Patriarchen aus dem Hillelschen Hause.

[444] Diesem Thema muß ich eine eingehendere Untersuchung widmen, als früher, weil die hebräische Zeitschrift Chaluz es teilweise zum Gegenstande monographischer Darstellung gemacht und manche Seite darin gut beleuchtet, im ganzen aber zur alten Konfusion der talmudischen Chronologie ohne Kritik eine neue hinzugefügt hat. Die Hauptträger dieser Zeitschrift haben eine erstaunliche Eingelesenheit in den talmudischen Literaturkreis und besitzen auch ein feines, kritisches Witterungsorgan, auch im Schutte historische Erzklümpchen zu finden. Allein diese vortrefflichen Eigenschaften an ihnen werden von zwei anderen neutralisiert. Sie haben in ihren hyperboräischen Wohnplätzen keine Kunde von externen historischen Quellen, müssen sich die Notizen dazu aus der hundertsten Hand verschaffen und gehen daher bei ihrer Anwendung auf die talmudische Epoche meistens fehl, weil ihnen eben die Disposition darüber und deren kritische Sichtung abgeht, die sie für das talmudische Gebiet in so hohem Grade besitzen. Die chronologischen Resultate im Chaluz in betreff einiger Patriarchen sind daher fast durchweg unbrauchbar. Das zweite Moment, welches den sonst gründlichen Untersuchungen im Chaluz den Wert benimmt, ist die leidenschaftliche Antipathie gegen die meisten historischen Persönlichkeiten in den Talmuden; alle ihre Handlungen und Äußerungen werden gar zu sehr bekrittelt, mißdeutet und durch untergeschobene suggestierte Tendenzen ohne Berechtigung gewissermaßen kriminalistisch [444] behandelt; der kleinliche Maßstab polnischer Winkelrabbiner mit engem Gesichtskreise wird auf die Träger des Talmuds ohne weiteres angewendet, sie, die doch auf einer weiten Weltbühne standen, und die nicht bloß religiöse, oder sagen wir, rituale, sondern auch politische Fragen ins Auge fassen mußten. Diese antipathische Mißhandlung im Chaluz haben besonders die Patriarchen aus dem Hause Rabbis, d.h. des R. Juda Ha-Naßi in einer mit der historischen Unparteilichkeit unverträglichen Weise erfahren. Ich halte es daher für meine Aufgabe, sowohl die ihnen widerfahrenen Verdächtigungen zu widerlegen, als auch die von der falschen Beurteilung beherrschte Chronologie ins rechte Gleis zu bringen.

Die ersten fünf Glieder des Hillelschen Hauses bedürfen oder vertragen keine Erläuterung; das chronologische Material dafür ist nur sehr dürftig. 1. Hillel, der ältere oder der Babylonier, 30 vor bis 10 nach der christl. Zeitr., d.h. von der Schlacht bei Aktium an gerechnet; 2. Simon I., zirka 10-30; 3. Gamaliel I., der ältere (ןקזה), ca. 30-50; 4. Simon II., oder Simon ben Gamaliel I., zur Zeit der Tempelzerstörung gewissermaßen Präsident der jüdischen Republik, ca. 50-70; 5. Gamaliel II. di Jabne ca. 80-117, d.h. nach R. Jochanan ben Sakkaï und vor dem Ausbruch des Polemos schel Quitos. Es hat zwar den Anschein, als wenn R. Elieser ben Hyrkanos noch die hadrianische Verfolgung erlebt hat (Sabbat 138. a.): רמוא הדוהי 'ר (ילכה) ןיאיבמ ויהש הנכסה תעשב ויה ןיגהונ רזעילא 'ר םושמ הסוכמ. (Über הנכסה תעש oben Note 17). Dann könnte R. Gamaliel noch Hadrians Zeit erlebt haben; allein die sonstigen Nachrichten sprechen dagegen, und רזעילא 'ר םושמ ist wohl nur ein Einschiebsel30; 6. Simon III. oder Simon ben Gamaliel II. Seine Lebenszeit läßt sich annähernd fixieren. Beim Falle Betars war er noch jung (o. S. 433), und ist wohl erst mehrere Jahre nach dem Tode Hadrians oder nach der Rückkehr der Gesetzeslehrer aus dem Exil in seine Würde eingesetzt worden, also etwa 140. Denn für sein Todesjahr und also für den Beginn des Patriarchats seines Sohnes ist nur eine vage Notiz erhalten (o. S. 438); indessen dürfte doch sein Tod zwischen 161-170 anzusetzen sein, da er über Leiden klagte. – 7. R. Juda I., mit dem Beinamen אישנה κατ᾽ ἐξοχὴν, auch שודקה, genauer יבר oder ונבר. Sein Geburtsjahr hat man nach einer Notiz (Genesis Rabba c. 58 und Parallelst.), gleichzeitig mit dem Todesjahr R. Akibas, also etwa mit dem Falle Betars 135, gesetzt. Mit Recht hat aber A. Krochmal dieses chronologische Moment erschüttert (Chaluz II. p. 91. No. 5), da anderweitige talmudische Notizen angeben, sein Vater Simon ben Gamaliel sei beim Falle Betars noch jung gewesen. Wir müssen demnach zum Rückschlusse von seinem Todesjahre Zuflucht nehmen, welches nach 210 stattgefunden (o. S. 209). Er mag also um 150 geboren sein und das Patriarchat um 170 angetreten haben. Wenn meine Annahme richtig ist, daß der Patriarch R. Juda II. mit Alexander Severus verkehrt hat und daß dieser der in den Talmuden genannte סוריוסא ןב סונינוטנא oder סונינוטנא ןב סוריוסא ist (Nr. 23), so könnte der Patriarch mit dem Kaiser nur während des parthischen Krieges 231-233 zusammengekommen sein, während der letztere sich in Syrien aufhielt. Dadurch würde das Todesjahr Judas I. näher limitiert werden können, da zwischen demselben und Juda II. das Patriarchat von Gamaliel III. liegt, dem wir doch Raum [445] geben müßten. Indessen muß dieser Punkt vorerst kritisch gesichert werden; denn hier herrscht eben eine arge Konfusion, welche im Chaluz noch vermehrt wurde. Sie beruht auf einem weitgreifenden Irrtum, zu welchem sich der Biograph »des Hauses Rabbi« durch den ihm so sehr verhaßten babylonischen Talmud verleiten ließ. Er hat nämlich in Chaluz III. eine Reihe von ordinierten Jüngern zu einer Reihe von aufeinanderfolgenden Schulhäuptern gemacht und ihnen viele Jahre Amtsdauer gegeben, wodurch ihm die derzeitige Chronologie zu knapp wurde. In Jerus. Talmud (Taanit IV p. 68. a. Parallelst. Kohelet Rabba p. 101. b.) wird erzählt, Rabbi, d.h. Juda I, habe stets nur zwei Jünger jedes Jahr ordiniert, seinem Sohne habe er aber auf dem Totenbette empfohlen, davon abzugehen und alle (würdige) zugleich zu ordinieren, zuerst aber Chanina (ben Chama), was dieser auch tat. Chanina mochte aber nicht den ersten Platz einnehmen, sondern trat ihn R. Ephes ab. Nun gab es dort einen alten Mann, der zum zweiten Platz würdig war; darum zog es Chanina vor, als dritter ordiniert zu werden. Ich gebe die Stelle in extenso (T. bedeutet Text des Jerus. Talmud, M. K. Text im Midrasch Kohelet):ןווה ןיא (הנש לכב K. M.) ןייונימ ןירת ינממ הוה יבר (ןוכמד K. M.) ןיקלתסמ ןווה אל ןיאו ןימייקתמ ןווה יידכ אדחכ ןוהלכ ינמ אלא ןכ דיבעת אל רמא הירבל דיקפ ךמדדמ היננח 'ר ךל ינמו K. M.) השארב הנינח רב ימח יברל ינמו הילע לבק אלו היתינממ הירב אעב ךמדד ןמ ..... (יאמדק 'ר ינמתד ןמז דע איינמתמ ןלע לבקתמ אנא תיל רמא .איינמתמ הוהו (.אמורד ספא 'ר [ימדק] םדק אלא K. M.) יימק אמורד ספ 'ימורד ספ 'ר ןיאו ןיינית אנא יימדק הנינח ןיא רמא בס דח ןמת יאתילת איינמתמ הנינח 'ר יולע לבקו .ןיינית אנא יימדק. Hier ist also nur vom Ordinieren der Jünger und von dem Sitzen in den Reihen vor dem Kollegium die Rede. Chanina mochte zuerst nicht den ersten Platz gegen Ephes einnehmen und trat dann auch den zweiten einem alten Jünger ab. Der babylonische Talmud hat schon das Sachverhältnis mißverstanden und den Ausspruch: שארב בשי אמח רב אנינח auf den Vorsitz im Lehrhause gedeutet (Ketubbot p. 103. b.). Für den alten Mann (בס דח) setzte er Lewi (ben Sißi), was möglich ist, mußte ihn aber wegen erfahrener Zurücksetzung bei dieser Gelegenheit nach Babylonien auswandern lassen und verwickelte sich in lauter Sophismen, um der Frage zu begegnen, warum denn nicht der bedeutende R. Chija zum Oberhaupt und Leiter des Lehrhauses ernannt worden ist. Die Chronographen, welche von dieser Relation im Jeruschalmi keine Ahnung hatten, verfielen natürlich in denselben Irrtum, lassen auf R. Juda I. R. Ephes folgen und dann R. Chanina ben Chama, was sich wunderlich genug ausnimmt, da doch eigentlich der Patriarch selbst Leiter und Vorsitzender war. Daß aber auch A. Krochmal sich von diesem Irrtum verstricken ließ, ist erstaunlich. Alles, was er das. (Chaluz III. p. 120 f.) aufstellt, von der Nachfolge R. Ephes' und R. Chaninas, von der blinden Untertänigkeit des letztern gegen das Patriarchenhaus, und von andern Intrigen und Tendenzen desselben, das ist alles lauter Tedenzmacherei. Wir können und müssen bei der Diadoche bleiben: Gamaliel folgte auf seinen Vater Juda I., wahrscheinlich war er der ältere, und brauchen nicht mit dem babylonischen Talmud das. die Worte: ןועמש אישנ ינב לאילמג םכח ינב zu urgieren; Simon ernannte er zum Chacham, d.h. zum Sprecher und Referenten im Lehrhause. [Vergl. S. 62, Anm. 3, demnach םכח einfach Leiter des Lehrhauses.]

Nach dieser notwendigen die Chronologie berichtigenden Digression kehren wir zum Hauptthema zurück. Es hat drei Patriarchen R. Juda gegeben, der erste und zweite sind bekannt, auf den dritten dagegen haben die Tossafot aufmerksam gemacht (zu Babli Rosch ha-Schana 20. a. Aboda Sara 33. b.) [446] und demgemäß auch Heilperin in תורודה רדס (Artikel הדוהי האישנ). Der dritte R. Juda verkehrte mit den Amoräern in der Zeit nach R. Jochanan, also nach 279, mit R. Ami und R. Aßi und lebte noch 299 (o. S. 383). Er verkehrte auch mit R. Seïra, dem Jünger des babylonischen Amora R. Juda (Jerus. Jom Tob. I. p. 60 d.): איישנ ןדוי 'רד הידבע אמורד אלקל לאש אריעז 'ר, ferner mit R. Mana (Kilaim VII. p. 33. c.), und noch mit anderen Amoräern zu Ende des dritten und im Anfang des vierten Jahrh., wovon weiter unten. Nicht nur R. Juda I. wird schlechtweg יבר genannt, sondern auch der II. Jerus. Aboda Sara II. p. 41. d. וניד תיבו יבר (םירכנ לש ןמש) וריתה, d.h. Juda II. Vergl. Jerus. Sabbat XVII. p. 16. b.; Erubin X. p. 26. c.: ןנחוי 'ר רמא רושק יבר תיב לש רגנ ינארהו (אפליא) ייפלח ינבשמ. Es ist hier von R. Juda II., dem Zeitgenossen von R. Jochanan und Ilfa die Rede. Nidda II. p. 50. a.: השאב השעמ ידבז רב בקעי 'ר ימוק אדבוע אתא ... יבר תיב לשמ תחא. Es ist hier vom zweiten die Rede, da Rab dabei bereits als Autorität zitiert wird. Babli Sabbat 122 a.: ריתה יבר תיבל הנינח 'ר םהל. Vergl. noch Taanit 24. a.; b. Ketubbot 100. a.; mit Jerus. das. XI. p. 34. c. – R. Juda II. wird auch ונבר genannt, wie der erste. Genesis Rabba c. 78.: רמא ונברד הימלשב לאשמל קילס שיקל שיר ןיגס אשיב אתוכלמ יאהד ילע ילצ היל und mehreremal, das. R. Isaak ben Eudime war eine Art Faktotum bei Juda II. und er tradiert öfter von ihm (Sabbat 4. a.): תיבל יבר רחא יתסנכנ תחא םעפ ימידבא ןב קחצי 'ר רמא ץחרמה, (und Jebamot 45. a. 70. a.) רמא ימיד 'ר אתא יכ לארשי תב לע אבה דבעו יתוכ וניבר םושמ ימידבא ןב קחצי 'ר, vergl. dazu Jer. Kidduschin III. p. 64. c.31 Öfter ist im babyl. Talmud bei Traditionen von Isaak ben Eudime בר mit יבר verwechselt, (s. den Artikel in רדס תורודה). Zuweilen wird es schwer zu unterscheiden, ob von Juda I. od. II. die Rede ist (Megilla 5. b.) 'ר רמא לש ינורקב ץחרו םירופב העיטנ עטנ יבר אנינח 'ר רמא רזעלא באב 'ט רקעל שקבו זומתב ז"יב ירופצ. Nur aus dem Nachsatze: ... אלא השעמ היה ךכ אל אדבז רב אבא 'ר וינפל רמא תבשה רחאל והוניחדו, läßt sich entnehmen, daß vom zweiten die Rede ist. Daher ist die Frage des Talmuds das. gerechtfertigt; Rabbi lebte doch in Tiberias, d.h. der II. (mißverstanden in Chaluz II. p. 93. No. 17). Parallel dieser Nachricht ist auch jene (Jerus. Synhedrin I. p. 18. c.), vom Verlegen der Interkalation von Judäa nach Galiläa: םירשעב השעמ הנינח 'ר םשב רזעלא 'ר דולל הנש רבעל וסנכנש יבר תיב לש (תונרק 1.) תוירק עבראו והועבקו הדוהימ הורקע העש התואמ .דחא קרפב םלוכ ותמו ... לילגב, also auch hier zur Zeit R. Judas II. Daher kann recht gut Antoninus oder Severus mit Rabbi II. verkehrt haben. Man ist wohl auch dazu genötigt, da Juda I., wie jetzt allgemein gegen Rapoport angenommen wird, durchaus nicht mit Antoninus Philosophus verkehrt hat, aber noch weniger kann er es mit Caracalla getan haben, da dieser erst 215 nach Syrien kam (Clinton, Fasti Romani ad an. 215), und R. Juda wahrscheinlich damals schon tot oder wenigstens so betagt und schwach war, daß er kaum eine einzige Unterredung mit ihm haben konnte. Dasselbe gilt noch in höherem Grade von Heliogabal. Fungierte Juda II. schon 230, d.h. zur Zeit Alexander Severus, so bleibt für

8. Gamaliel III., Sohn Judas I. nur etwa zwanzig Jahre Funktionsdauer um 210-230. Dieser hatte zwei Söhne Juda und Hillel (Tosifta Moed. Katan II.; b. Pesachim 51. a.; jer. IV. p. 30. d.): ללהו הדוהיב השעמ יריבב ... לובכב לאילמג ןבר לש וינב. Da die Tosifta ihrer erwähnt, so gehören sie Gamaliel III. an, und ebenso Ebel Rabbati c. 8.: ןבל וסנכנש ג"ר ינב ללהו הדוהיב חשעמ לובכב יאכז. [447] So emendiert richtig A. Krochmal (Chaluz II. p. 139.); aber es ist nicht richtig, sie zu Söhnen Gamaliels IV. zu machen. Es ist schon von Frankel und andern aufmerksam gemacht worden, daß der Ἰοῠλλος πατριάρχƞς oder Huillus patriarcha, mit dem der Kirchenvater Origenes in Palästina verkehrt hat, eben dieser Patriarchensohn Hillel war.

9. Juda II., von dem eben die Rede war. Ich habe den Anfang seines Patriarchats um 230 angesetzt, ungefähr um die Zeit, als Alexander Severus in Syrien weilte. Schwerlich hat er R. Jochanan überlebt, wie A. Krochmal behauptet (das. III. p. 126). Alle seine Beweise sind auf Sand gebaut. Wir können ihn um 230-270 setzen. Wir sind dazu aus dem nachfolgenden genötigt.

10. Gamaliel IV., Sohn Judas II. Von diesem kommt nur wenig im Talmud vor. Jerus. Aboda Sara I. p. 39. b. יברב לאילמג 'ר ינלאש אל ינאו והבא ר"א והבא 'ר שקבו היה ןטק םדא ג"ר ... ול יתרסאו ?דיריל ךליל והמ ורדוגל. Man kann ihm nur von 270-290 Funktionsdauer geben.

11. Juda III., wahrscheinlich Sohn des vorhergehenden. Bei diesem haben wir sicheren chronologischen Boden. Es hat sich gezeigt (o. S. 383), daß er 299 bereits fungierte, aber auch zwei Jahre vorher. Es ist unzweifelhaft derselbe, den Diokletian zu sich nach Paneas vorgeladen hat (Jerus. Terumot VIII. p. 46. b; Genesis Rabba c. 83). Diokletian war zuerst 297 im Orient wegen des Parthischen Krieges (Clinton, das. ad an. 297.). A. Krochmal bezieht dieses Faktum auf Juda II. (das. 126); aber dann müßte er ihn bis 297 leben lassen, was er nicht übers Gewissen bringen kann, sondern er läßt ihn c. 283 sterben. Aber wie sollte er da von Diokletian vorgeladen worden sein? In der zitierten Stelle Genesis Rabba wird dieser Juda III. auch יבר genannt. Das führt uns zu einer anderen Bemerkung. Chullin 51. a., tradiert ein Amora aus Abbajis Zeit von einem Patriarchen Rabbi: 'ר ל"א 'ר רמאו אברעממ אתאד ןנברמ אברוצ יאה רמ יזח ייבאל ארפס ל"א ... הפרטז ... טחמ יבר ינפל אבו השעמ רמאו ינמש אריזע תויסנכ ריטפמ (אריזע 'ר) ל"א ?הוה יכיה אדבועד אפוג יל אמיא האדמ יסוי 'רו הארופצ הנוה 'ר הוהו הבר יברמ אליעל אנא הילע אצמו יבר הכפהו ... טחמ יבר ינפל תאבו וינפל ןיבשוי הפרטו םד טרוק. Abaji starb um 336 (o. S. 327). Dieses Faktum kann demnach im ersten Viertel des 4. Jahrh. spielen, und dieser Rabbi muß R. Juda III. sein. Von diesem Patriarchen erzählt ohne Zweifel Epiphanius (adv. Haereses p. 128. f.), oder vielmehr sein Gewährsmann, der zum Christentum übergetretene Joseph von Tiberias, er habe eine Vorliebe für das Christentum gehabt und sich vor dem Tode taufen lassen. Wenn er ihn Hillel und seinen Sohn Juda nennt, so hat er, wie er selbst, an seinem Gedächtnis zweifelnd, angibt, die Namen vom Vater und Sohn miteinander verwechselt: ὁ δὲ Πατριάρχƞς κατ᾽ ἐκείνου καιροῠ Ἐλλἠλ τοὔνομα ἦν: νομίζω γὰρ ὅτι οὕτως τὸ ὄνομα αὐτῷ Ἰώσƞπος ἐλεγεν, ε$ μὴ ἀπὸ τοῠ χρόνου σφάλλομαι. Vom Sohn, dem er die schlimmsten Jugendstreiche anhängt, sagt er: τάχα δὲ οἶμαι Ἰούδας οὗτος (ὁ τοῠ Ἐλλὴλ παῖς) ἐκαλεῖτο, οὐ πολύν δε σαφὼς ἐπίσταμαι διὰ τὸν χρόνον. Die Zeit dieses Patriarchen Juda läßt sich demnach bestimmen. Joseph von Tiberias wurde von Konstantin mit der Würde eines Comes (ἀξίωμα Κομίτων) bekleidet, also zwischen 312-337 war er bereits getauft. Näher läßt sich das noch durch den Umstand fixieren, daß Epiphanius ihn als einen ungefähren Siebziger kennen gelernt hat zur Zeit, als der Bischof Eusebius von Vercelli von Konstantins nach Skythopolis (Betsan) verbannt, in Josephs Haus Gastfreundschaft genoß, um 356. Joseph ist also um 286 geboren; beim Tode des Patriarchen wurde er noch als Jude zum Erzieher des jungen Patriarchensohnes ernannt, doch wohl schon als mindestens [448] Dreißiger, also zwischen 316-326. In dieser Zeit starb also Juda III. Wir können demnach seine Funktionen setzen ca. 290-320. Was das Faktum der heimlichen Bekehrung dieses Patriarchen zum Christentum betrifft, so ist, selbst wenn wir Epiphanius' Bericht Glauben schenken wollen, der Täufling Joseph von Tiberias nicht klassischer Zeuge genug, um die Aufrichtigkeit eines Patriarchen, der im Judentum lebte und wirkte, zu verdächtigen. Es werden zwar im Talmud von ihm zwei Tatsachen tradiert, die wie ein Abgehen von der religiösen Satzung aussehen (Moed. Katan 12. b.); allein es wird das. zugleich erklärt, daß es weniger ein rituelles Vergehen, als eine Unziemlichkeit für einen Patriarchen war.

12. Hillel II., Sohn des vorigen. Nach Epiphanius war er beim Tode seines Vaters noch jung; daher die Erscheinung, daß er lange fungiert hat. 359 führte er den festen Kalender ein, um 362 schrieb der Kaiser Julian an ihn: τὸν ἄδελφον Ἰουλὸν τὸν αἰδεσιμώτατον (weiter unten Note 34). Er hat also um 320-365 oder 370 fungiert. – Nach Hillel fungierten noch drei andere Patriarchen, deren Namen Zacuto (in Jochasin) erhalten hat. הדוהיו ללה לש ונב לאילמג 'רו הארתב לאילמג 'רו ונב. Der Passus ist aus Seder Tannaim we-Amoraim entnommen, in unserer Ausgabe desselben aber korrumpiert in umgekehrter Ordnung: ללה 'רו לאילמג 'רו הדוהי יברו לאילמג 'ר ךכ רחאו ותמש תוקונתו. Hillel muß vorangestellt werden.

13. Gamaliel V., Sohn Hillels II. Von diesem hat Hieronymus eine Notiz erhalten (de optimo genere interpretandi ad Pamachium), daß Theodosius der Große ihm gegen den Konsular Hesychius, mit dem der Patriarch in Feindschaft gelebt, Gerechtigkeit widerfahren ließ: Dudum Esychium virum consularem (contra quem Patriarcha Gamaliel gravissimas inimicitias exercuit) Theodosius princeps capite damnavit, quod sollicitato notario chartas illius invasisset. Dieser Brief Hieronymus' ist, wie der Herausgeber Martianay bemerkt, ca. 393 geschrieben, und in diesem wird von der Verurteilung des Hesychius gesprochen, als von etwas längst Geschehenem (dudum). Mithin kann dieser Gamaliel nicht mit dem letzten identisch sein, welchen Theodosius II. erst im Jahre 415 degradiert hat. Er fungierte also um 365-385. Es solgt also:

14. Juda IV. (ca. 385-400), von dem weiter nichts bekannt ist und endlich

15. Gamaliel, der Letzte, הארתב לאילמג ןבר (ca. 400-425), von welchem das Dekret der Kaiser Honorius und Theodosius II. vom 17. Oktober 415 an den Präfectus Prätorio Aurelianus handelt, beginnend mit den Worten: Quoniam Gamaliel existimavit, se posse impune delinquere etc. (Cod. Theodos. XIV. T. VIII. § 22.). Es ist ohne Zweifel dieser Gamaliel, der letzte, VI. und nicht der V., von dem Marcellus ein Heilmittel gegen die Milzkrankheit mitteilt, der also Arzt war. Denn Marcellus, der im 5. Jahrh. lebte, spricht von ihm, als von einem Zeitgenossen (de medicamentis liber 21): Ad splenem remedium singulare, quod de experimentis probatis Gamalielus Patriarcha proxime ostendit. – Es haben also von Hillel an fünfzehn Patriarchen fungiert, worunter sechs Gamaliel. – Nach R. Gamaliel, dem Letzten, scheint das Patriarchenhaus ausgestorben zu sein. Diesen Umstand bezeugen sowohl die Worte in Seder Tannaim: ותמש תוקוניתו, als das Dekret der Kaiser vom Jahre 426 (C. T. ibid. § 29), die Patriarchengelder für den kaiserlichen Staatsschatz einzuziehen. Hier wird von dem Aussterben der Patriarchen (post excessum patriarcharum) gesprochen; (o. S. 442.). [Siehe Monatsschrift 1897, S. 592 ff.]


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1908, Band 4, S. 444-450.
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