Frauenzimmer

[223] Frauenzimmer, aus ahd. zimpar. mhd. zimber, zimmer = Bauholz und damit errichtetes Gebäude, ist ursprünglich Frauengemach, Frauenkammer und seit dem 15. Jahrhundert vorkommend: das Wort galt gegenüber Frauenhaus (siehe dieses) als der Aufenthalt sittsamer oder doch vornehmer Frauen, Hoffrauen, z.B.


ihr zarten jungfraun gross und klein,

kommt mit ins frauenzimmer rein.

Ayrer.


Aus dieser ersten Bedeutung entwickelt sich um 1500 die kollektive Bedeutung der im Zimmer wohnenden Frauen, der weiblichen Dienerschaft, des Gefolges der Fürstin, z.B. die Herzogin und das Frauenzimmer; die Musik war lieblich, der Wein gut, das Frauenzimmer schön. Die weitere Bedeutung liess den räumlich einheitlichen Begriff von Zimmer fahren und nannte Frauenzimmer Frauen insgemein, in der Regel vornehme, wohlgesittete. Zuletzt trat aus dem Kollektiv wieder die Vorstellung des Individuums hervor, wie bei Bursch und Kamerad, und Frauenzimmer wurde der Name für eine einzelne und zwar eine feine, gebildete Frauensperson; dieser Gebrauch des Wortes findet sich zuerst bei Opitz in der 1622 geschriebenen Schäferei: »Wie nun ein Mensch in einem Bilde die Kunst und nicht das Bild, in einer Pflanze die Frucht und nicht die Pflanze liebet, also müssen wir in einem schönen Frauenzimmer nicht die Gestalt, sondern die Schonheit des[223] Gemütes erheben und hochhalten.« Häufig wird diese Bedeutung jedoch erst zwischen 1730 und 1750. Grimms Wörterbuch.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 223-224.
Lizenz:
Faksimiles:
223 | 224
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika