Nixen

[733] Nixen, von noch unerklärter Ableitung (ahd. nihhus bedeutet Krokodil) sind Wassergeister, männliche und weibliche, mit den besondern Namen Nicker, Nickel, Nickelmann, Wassermann, Hakemann, Seemensch, Wasserjungfern, Wasserfräulein, Wasserfrauen, Seejungfern, Seeweibel, Wasserlissen. Sie hängen mit Wodan zusammen, der als Wolkengeist auch Meergeist ist. Der männliche Nix, meist bärtig und alt, mit grünem Hut und grünen Zähnen, oft auch grünen Haaren und grünem Bart, lebt meist einzeln und ist sehr bösartig; seine klagende Stimme lässt sich besonders des Abends hören, oft wie der Hilferuf eines Ertrinkenden, um Menschen heranzulocken; sie ist oft so verlockend, dass der Mensch unwiderstehlich nach dem Wasser hingezogen wird und sich hineinstürzt. Sein blosser Blick ist gefährlich und zieht Kinder ins Wasser. Er hat Liebschaften mit menschlichen Mädchen und Weibern und zieht sie ins Wasser, wo sie in der Wassertiefe in einem Krystallpalast leben und mit dem Nix Kinder zeugen. Die weiblichen Nixen sind freundlicher; sie tauchen mit dem halben Körper aus dem Wasser, die untere Hälfte hat die Gestalt eines Fischschwanzes oder einer Schlange. Sie erscheinen meist des Nachts auf dem Wasser, unter Brücken, sitzen aber auch gern an der Sonne und kämmen ihr langes Haar. Sie lieben Tanz, Gesang und Musik, singen schön und erscheinen, in ganz menschlicher[733] Gestalt, bei ländlichen Tänzen auf Hochzeiten; aber ein Zipfel ihres Kleides ist immer nass. Bisweilen leben sie auch längere Zeit unter den Menschen verheiratet und gebären ihren Männern Kinder, von denen das siebente dem Wasser gehört; manchmal ziehen sie ihre Geliebten mit ins Wasser, wo sie mit ihnen Kinder erzeugen, die aber immer Schwimmhäute zwischen den Zehen haben. Sie lassen etwa auch ihre so gewonnenen Männer nach einiger Zeit wieder auf die Erde zurückkehren, bringen auch ihr neugeborenes Kind hinauf zu den Menschen, um es von diesen aufziehen zu lassen; ist es erwachsen, so fordern sie es zurück oder ziehen es gewaltsam ins Wasser. Gern saugen sie Kindern das Blut aus und sperren ihre Seele unter umgekehrte Töpfe, die ins Wasser geworfen wurden, und zwingen sie, selbst Nixe zu werden. Oft fordern sie alljährlich ein Menschenleben. Auch haben sie selbst Händel untereinander. Wasserfrauen werden von Wassermännern in andere Gewässer entfuhrt. Sie können sich in grosse Kröten verwandeln. Vielfach berühren sie sich mit den Zwergen. Nach Wuttke, deutscher Volksaberglaube, § 54–56.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 733-734.
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