Planeten

[782] Planeten. Man war im christlichen Altertum um so mehr veranlasst, auf die Namen der Planeten zu achten, da von dem planetaririschen Götterkreis auch die Tage der Woche ihre Namen erhielten, ursprünglich in astrologischem Sinn, dass jeder Tag unter der Herrschaft des betreffenden Planeten und somit auch des Gottes stehe, nach dem er benannt wird. Die Kirchenlehrer wiedersetzten sich deshalb diesen Benennungen strenge, indem sie die Dämonen der Planeten für gefallene Engel, oder, wie bei Origenes geschieht, für höhere Geisterwesen erklärten, welche zu Gott beten und den Herrn loben. Da jedoch die Kirche die letztere Ansicht für ketzerisch erklärte, ging man allmählich auf die im Mittelalter allgemein verbreitete Anschauung über, dass Sonne, Mond und Sterne von Engeln bewegt werden, ähnlich wie die Menschen im Schutze von Engeln stehen. Was die Darstellung der Planeten in der christlichen Kunst betrifft, so scheint der altchristlichen Kunst die Vorstellung der Planetengötter fremd geblieben zu sein. Erst seit dem 9. Jahrhundert kommen in astronomischen Bildwerken Bilder der Planetengötter mit ihren der antiken Kunst entnommenen Attributen vor; im Zusammenhang kirchlicher Ideen sind sie noch nicht zur Darstellung gelangt. Häufiger trifft man seit dem 15. Jahrhundert die Planetengötter, teils in Nachahmung des klassischen Altertums, teils in astrologischem Interesse, indem man das menschliche Leben unter dem Einflusse der Planeten stehend wähnte; namentlich ist das der Fall in den sog. Planetenfolgen, d.h. einzelnen Blättern, auf welchen die Eigenschaften, Häuser, Umlaufszeilen und Wirkungen auf die unter ihnen geborenen Kinder angegeben und die sowohl handschriftlich als in Holzschnitt und Kupferstich illustriert werden; von da werden seit dem Ende des 15. Jahrhunderts die Planeten-Figuren in die mit kolorierten[782] Holzschnittfiguren versehenen gedruckten Kalender aufgenommen; und zwar stehend, nackt, mit einem Stern auf der Scham. Piper in der Mythologie der christl. Kunst, II, 199–276.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 782-783.
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