Planeten

[509] Planeten oder Wandelsterne heißen diejenigen am Himmel sichtbaren Weltkörper, welche ihren Stand unter den Fixsternen (s.d.) fortwährend verändern, weil sie sich in Bahnen, welche im Ganzen von der Kreisform wenig abweichende Ellipsen sind, mit ihren Monden, Trabanten oder Nebenplaneten (s. Mond) um die Sonne bewegen. Auch unsere Erde gehört zu den Planeten, die gleich ihr dunkle Körper sind, um ihre eigne Achse in der Richtung von W. nach O. sich drehen und von der Sonne erleuchtet werden, daher sich am Himmel auch durch ein mattes, ruhiges Licht von den Fixsternen unterscheiden, welche, als Sonnen oder selbstleuchtende Sterne in strahlendem Lichte sich zeigen. Im Alterthume wurden sieben Planeten, Mercur, Mars, Venus, Jupiter und Saturn, Sonne und Mond, angenommen, welche sich gleich dem ganzen Firmament von O. nach W. um die Erde bewegen sollten. Erst durch die Entdeckungen eines Kopernicus (s.d.) und Kepler (s.d.) wurde jener Irrthum aufgehellt und wir wissen nun, daß die Sonne ein Fixstern und der Punkt ist, um welchen sich die Planeten bewegen, deren jetzt, außer der Erde, zehn bekannt sind. Den Alten waren davon blos die ersten fünf bekannt und die übrigen sind erst von 1781–1807 entdeckt worden. Durch gute Fernrohre nehmen sich diese Himmelskörper wie beleuchtete Scheiben aus und lassen dunkle Flecke, Streifen und Unebenheiten wahrnehmen.

Mercur und Venus, welche sich innerhalb des von der Erde um die Sonne beschriebenen Weges befinden, heißen auch die untern Planeten und dagegen alle übrigen, deren Bahnen außerhalb der Erdbahn liegen und folglich diese umfassen, die obern Planeten. Nur Venus und Mercur gehen daher zuweilen so vor der unserer Erde zugewendeten Sonnenscheibe vorüber, daß sie als dunkle Flecken auf derselben sich ausnehmen. Zunächst um die Sonne beschreibt Mercur oder P seine zwischen 7 und 10 Mill. M. von ihr entfernte Bahn und vollendet seinen Umlauf in 87 Tagen 23 St., indem er sich zugleich alle 24 St. 6 Minuten einmal um seine Achse dreht. Sein Tag gleicht daher ziemlich dem der Erde, von welcher er zwischen 10 und 30 Mill. M. entfernt bleibt; sein Durchmesser beträgt 600 M., seine körperliche Masse oder der cubische Inhalt 104 Mill. Cubikmeilen. – Venus oder Q, welches Zeichen einen antiken Spiegel andeuten soll, der ihr, als der Göttin der Schönheit, beigelegt wurde, ist der zweite Planet von der Sonne abwärts und der schönste und hellste. Weil er zu gewissen Zeiten kurz nach Sonnenuntergang sichtbar wird, heißt er Abendstern, auch Hesperus, und wenn er vor Sonnenaufgang sichtbar ist, Morgenstern. Seine Entfernung von der Sonne bleibt immer nahe an 15 Mill., wechselt aber zur Erde zwischen 5 und 35 Mill. M.; seinen Umlauf um die Sonne vollendet er in 224 Tagen 17 St. und in 23 St. 22 Minuten dreht er sich einmal um seine Achse. Der Durchmesser der Venus hält 1678 M., ihr cubischer Inhalt 2280 Mill. Cubikmeilen.

Nach diesen zwei untern Planeten folgt in zunehmender Entfernung von der Sonne als dritter die Erde (s.d.) und nach ihr als vierter und zugleich erster der obern Planeten, Mars oder S, der an seinem röthlichen Lichte kenntlich ist. Sein Abstand von der Erde wechselt zwischen 7 und 54 Mill., von der Sonne zwischen 29 und 35 Mill. M. Um letztere bewegt er sich in 686 Tagen 18 St., um seine Achse in 24 St. 39 Min., sein Durchmesser beträgt 1000 M., sein körperlicher Inhalt 467 Mill. Cubikmeilen. Der fünfte ist die von Olbers in Bremen am 29. März 1807 aufgefundene Vesta oder Planeten , die stets zwischen 45 und 54 Mill. M. von der Sonne und zwischen 23 und 72 Mill. M. von der Erde entfernt bleibt, einen Durchmesser von blos 59 M. hat und sich in 1327 Tagen einmal um die Sonne bewegt. Die fünfte Stelle nimmt die von Harding in Lilienthal bei Bremen im Sept. 1804 entdeckte Juno ( Planeten) ein, welche in einer Ferne von 42–70 Mill. M. von der Sonne und von 19–88 Mill. M. von der Erde bleibt, sich in 1593 Tagen um die Sonne bewegt und einen Durchmesser von 308 M. hat. Ihr zunächst bewegt sich die von Piazzi in Palermo am 1. Jan. 1801 entdeckte Ceres oder Planeten , in 1681 Tagen um die Sonne, von der sie zwischen 53 und 62 Mill. M., von der Erde zwischen 31 und 81 Mill. M. fern bleibt. Ihr Durchmesser beträgt 350 M., ihr cubischer Inhalt 2125 Mill. Cubikmeilen. Der siebente Planet von der Sonne, Pallas oder Planeten, ist von Olbers in Bremen am 28. März 1802 entdeckt worden, hat einen Durchmesser von 452 M., einen körperlichen Inhalt von 45 Mill. Cubikmeilen und bewegt sich in 1682 Tagen um die Sonne, von welcher er zwischen 44 und 72 Mill., von der Erde zwischen 21 und 90 Mill. M. entfernt bleibt. Diese letztern vier Planeten, welche von manchem Sternkundigen auch Asteroiden genannt werden, beschreiben sonach ihre Bohnen um die Sonne sehr nahe beieinander und sind alle, ja zum Theil beträchtlich kleiner als der Mond, sowie für das unbewaffnete Auge nie sichtbar. Im Betreff derselben ist übrigens die Vermuthung aufgestellt worden, daß sie Stücke eines vordem in dieser Gegend des Himmels vorhanden gewesenen Weltkörpers sein dürften, der in Folge irgend eines gewaltsamen Vorganges zerborsten ist.

Die neunte Stelle von der Sonne abwärts nimmt Jupiter T (s.d.), der größte von allen Planeten, ein, auf welchen Saturn folgt für den das Zeichen U üblich ist. Sein Durchmesser beträgt 16,290 M., seine Entfernung von der Sonne, welche dort einem Erdbewohner hundertmal kleiner als bei uns erscheinen würde, wechselt zwischen 188 und 210, von der Erde zwischen 161 und 223 Mill. M.; um die Sonne bewegt er sich in 10,747 Tagen, um seine Achse aber in 10 St. 16 Minuten. Sechs Monde umkreisen ihn, auch ist er von einem, oder wie sich neuerdings ergeben hat, von zwei concentrischen und leuchtenden Ringen umgeben. Diese Ringe sind fester Beschaffenheit, denn sie sind gleich einem dunkeln Bande auf dem Körper des Planeten beobachtet worden, ihre nähern Beziehungen zum Saturn sind aber für uns räthselhaft; sein körperlicher Inhalt beträgt 2,500,000 Mill. Cubikmeilen. Der letzte und von der Sonne am meisten entfernte aller Planeten ist der von Herschel im März 1781 entdeckte Uranus, welcher mit Planeten bezeichnet wird und sich in einer Entfernung von 382–419 Mill. M., innerhalb 30,589 Tage einmal um die Sonne bewegt, welche sich dort 361mal kleiner ausnimmt als auf der Erde, von welcher er zwischen 348 und 424 Mill. M. fern bleibt. Sein cubischer Inhalt wird auf 201,000 Mill. Cubikmeilen berechnet, sein Durchmesser auf 7488 M. Die [509] Zahl der bis jetzt bekannten Nebenplaneten oder Monde ist 19, von denen einer die Erde, vier den Jupiter, sieben den Saturn und gleich viele den Uranus begleiten.

Die Alten schrieben den ihnen bekannten wirklichen und vermeintlichen Planeten (Sonne und Mond) im Verein mit den Gestirnen des Thierkreises besondere Einwirkungen auf alle Vorgänge im Leben zu, welche sie sogar aus der Stellung der Gestirne am Himmel vorhersagen zu können glaubten. Dieser abergläubige Irrthum erhielt sich bis in die neue Zeit und es rührt daher der Ausdruck: in den Planeten lesen, d.h. aus ihrem Staude am Himmel zu einer gewissen Zeit wahrsagen (s. Chiromantie, Nativität, Sternkunde); auch in der Chemie und in der Medicin (s. Mikrokosmus) ward ein ganz besonderer Einfluß der Planeten angenommen. Einem jeden derselben waren seine Pflanzen, Metalle, Steine. Thiere und gewisse Theile des menschlichen Körpers vorzugsweise zugeeignet, man richtete sich nach ihrem Stande bei großen und geringen Vorhaben und Geschäften, und noch enthalten manche Kalender Nachweisungen über ihre Einflüsse und sogenannte Regierung. Ja selbst die Zeichen der Planeten sollten etwas vermögen und wurden z.B. auf Amuleten (s.d.) häufig angebracht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 509-510.
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