Gertrudis, S. (2)

[422] 2S. Gertrudis, V. (17. März). Die Lebensgeschichte dieser hl. Gertrudis, welcher öfter mit der Vorhergehenden verwechselt wird, ist mit vielen Sagen durchwebt. Sie war eine Schwester Karls des Großen und wurde in aller Frömmigkeit erzogen. Da sie heirathen sollte, flüchtete sie sich nach Karlsburg60 in der Gegend von Würzburg, und baute dort ein Kloster, dessen erste Abtissin sie wurde (Febr. II. 410 f.) Sie vollendete auch Kloster Neustadt, dessen Bau Karl der begonnen hatte. In der Nähe erbaute sie zu Ehren des hl. Erzengels Michael eine, Kirche, wo sie so oft betete, daß man im Pflaster die [422] Spuren ihrer Füße zu sehen glaubte. Ebenso schreibt man ihrer Fürbitte die Entstehung einer Quelle zwischen Karlsburg und Neustadt zu. Auch den Gebärenden, sagt man, sei sie im Leben wie nach dem Tode eine wunderbare Helferin gewesen. Die Gründung von Neustadt fällt ins J. 794; vollendet wurde es durch die hl. Gertrudis im J. 812. Lange Zeit zeigte man den Spiegel der Heiligen, auf welchen die schmerzhafte Mutter, ihren göttlichen Sohn auf dem Schooße tragend, künstlich gemalt war. An der Mauer des Klosters Neustadt sah man die Küche abgebildet, welche die hl. Gertrudis vor dem Einsturze bewahrte; neben derselben lag ein Benedictinermönch, dabei standen die Worte: »Heilige Gertrudis, bitt für mich!« Im J. 1525 wurde dieses Kloster von den »evangelisch« gewordenen Einwohnern Steinfeld's und Rothensels' beraubt und verwüstet. die Altäre wurden entweiht. die heil. Bilder und Reliquien verstreut und verstört. (II. 602)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 422-423.
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