Gertrudis (13)

[425] 13Gertrudis, (23. Febr. al. 21. Dec.), eine Wittwe, welche bei Sintzel (»Seraphischer Sternenhimmel« S. 648) als »gottselig« angeführt ist, war im J. 1275 zu Ortenberg geboren und verlor schon in einem Alter von sieben Wochen ihren Vater. Die Mutter aber vernachlässigte ganz und gar ihre Mutterpflichten. Das Kind ward dafür von der göttlichen Gnade wundervoll gehütet. Sie wuchs in Frömmigkeit und Tugend heran und zog, wenn gleich arm, doch die Augen eines vornehmen Mannes, Namens Heinrich Rickeldegen, Herrn von Ulenberg, auf sich, dem sie dann ihre Hand reichte. Auch im Ehestande suchte sie vor allen Dingen Gott zu gefallen und vollzog deßhalb alle ihre Obliegenheiten mit möglichster Genauigkeit und Strenge. Sie wußte, daß der Mann des Weibes Haupt, und sie ihm Gehorsam schuldig sei. So war ihre Ehe froh und glücklich; aber schon im vierten Jahre trennte sie der Tod ihres Mannes. Zwei Kinder, welche sie demselben geboren hatte, blieben ihr als theures Pfand zurück. Sie erzog sie in Gottesfurcht und Frömmigkeit. Den Rest ihres Lebens beschloß sie, als »wahre Wittwe«, nach dem Mahnworte des Apostels, zuzubringen. Sie ließ sich also in den dritten Orden des hl. Franciscus aufnehmen und lebte mit einer andern Schwester dieses Ordens, Namens Helica, in demselben Hause, ohne sich um [425] andere Dinge zu kümmern, der Handarbeits und dem Gebete. Besonders suchte und übte sie die Demuth. Wenn man ihr von der Ehre sprach, in welcher sie bei den Mitmenschen stehe, gab sie zur Antwort: »Wüßten sie meine Sünden und Fehler, so würden sie mich vielmehr tadeln und verachten.« Sie besaß, wie Sintzel berichtet, die Gabe der Unterscheidung der Geister und der Prophezeihung. Ihr Leib ruht in der Franciscanerkirche zu Offenburg; ihre Grabschrift, die bei den Bollandisten (Febr. III. 360) sich findet, erwähnt, daß ihre Fürbitte öfter von wunderbarem Erfolg begleitet gewesen sei. Sie starb im J. 1335. Nach Sintzel, der sie am 21. Dec. erwähnt, wird sie in Offenburg als Patronin verehrt; die Bollandisten wissen jedoch nichts davon. (Sz.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 425-426.
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