Josephus Hymnographus, S. (11)

[453] 11S. Josephus Hymnographus, (3. al. 4. April). Dieser hl. Joseph wurde in Sicilien von frommen Eltern geboren, zeigte frühzeitig schöne geistige Anlagen und zeichnete sich durch Enthaltsamkeit aus. Auf den Einfall der Barbaren Afrika's flüchtete er mit seinen Eltern nach dem Peleponnes, und dann nach Thessalonich, wo er Mönch und auch zum Priester geweiht wurde. Hierauf begab er sich nach Constantinopel, schloß mit dem hl. Gregorius36 Dekapolita Freundschaft und lebte eine Zeit lang unter dessen Leitung. In der Folge ging diese Freundschaft gleichsam als Erbe einem sehr frommen Schüler des hl. Gregorius zu, nämlich dem hl. Johannes45. Als unter Leo dem Armenier der Bilderstreit ausbrach, ergriff Joseph die Flucht und lenkte auf seines Lehrers und Freundes Rath seine Schritte nach Rom, wurde aber von den Saracenen als Gefangener nach Creta geführt und mußte dort eine geraume Zeit im Kerker schmachten. Endlich empfahl er sich demüthig, der Fürbitte des hl. Nikolaus von Myra und sah sich bald aus den Händen seiner Feinde gerettet. Bei seiner Rückkehr nach Constantinopel fand er den hl. Gregorius nicht mehr am Leben. Er sammelte nun einige Reliquien von Heiligen und schickte sich an, zu Ehren des hl. Apostels Bartholomäus eine Kirche zu bauen, erhielt in einer Vision durch denselben die Gabe der Dichtkunst, und verfaßte verschiedene Hymnen, welche die Griechen in ihr Officium aufnahmen; daher sein Beiname »der Hymnenschreiber«. Seine Hymnen werden in dem Werke der Bollandisten sehr häufig in Anspruch genommen. Er wird von Leo Allatius auch Josephus Melodus μελωδός genannt, was so ziemlich seinem obigen Namen gleichkommt.141 Doch darf nicht unbemerkt bleiben, daß der Bollandist Johannes Pinius (Jul. IV. 247. nr. 33) eingesteht, nicht entscheiden zu können, ob die unter dem Namen Joseph vorfindlichen Hymnen von unserm Hymnographen, oder von dem am 14. Juli gefeierten S. Josephus17, dem Bischofe von Thessalonich, herrühre. Die Hymnen dieses hl. Joseph sind akrostichisch, nämlich ein gewisser Vers fügt sich aus den Anfangsbuchstaben der ganzen Ode zusammen, und sie haben noch als eigenthümlich nach dem Verse den Namen Joseph gleichfalls akrostichisch. Sein Eifer für die Verehrung der Bilder zoh ihm Verfolgungen und Verbannung [453] zu. Aus der letztern zurückberufen, wurde er von dem Patriarchen Ignatius zum Aufseher über die heil. Gefäße in der Kathedrale ernannt, welches Amt er bis zu seinem Tode, der in einem hohen Alter gegen das J. 883 erfolgte, versah. Er war (Febr. II. 822. d.) unter dem Patriarchen Photius in den Chersones verbannt worden, wurde aber nach Vertreibung des Photius wieder zurückgerufen und starb daselbst im Frieden. Es verherrlichten ihn nach seinem Tode Wunder. Aber auch der hl. Bischof Josephus17 von Thessalonich hat, wie schon gesagt, Hymnen geschrieben und wird daher als ein zweiter Hymnenschreiber bei den Boll. (Apr. I. 268.) angegeben. Das Bild des Hymnographen Joseph ist in der Abhandlung der Boll. über das griechische Officium vor dem 2. Junibande auf S. XX. zu finden, wo auch die übrigen Hymnographen der griechischen Kirche zugleich abgebildet sind. Die Boll. geben das von seinem Freunde, dem Diakon Johannes von Constantinopel, geschriebene Leben, welches im Anhange zu Apr. I. (p. XXXIV.) auch griechisch steht, während unmittelbar vorher (p. XXXIII.) das Synaxarium der Griechen angeführt ist. In den griechischen Menologien steht er am 3. und 4. April; im Mart. Rom. ist er aber nicht zu finden. Die Bollandisten haben ihn am 3. April. (I. 266–276.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 453-454.
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