Maria Anna, B. (44)

[177] 44B. Maria Anna, V. (17. April). Diese selige Maria, zugenannt von Jesu, war die Tochter des Ludwig Navarra de Gunvara, eines Hofbeamten zu Madrid, und seiner Gattin Johanna, geb. Romero, und im J. 1565 geboren. Frühzeitig frommen Uebungen ergeben, war sie nicht zu vermögen in den Ehestand zu treten, obwohl ihr Vater, und besonders dessen zweite Frau, ihre Stiefmutter dieß sehnlichst wüoschten und selbst Zwangsmittel in Anwendung brachten. Um diesen zu entgehen, suchte sie in mehreren Klöstern die Aufnahme zu erlangen, aber man wies sie, um nicht die Feindschaft der Eltern auf sich zu laden, überall ab. Sie litt also zu Hause die größten Unbilden und stärkte sich in denselben durch die tägliche Betrachtung der namenlosen Leiden unseres Herrn. Zu den Prüfungen, welche sie von Seite ihrer Eltern zu ertragen hatte, fügte sie selbst noch außerordentliche Strengheiten, in welchen sie so wenig Maß hielt, daß sie gefährlich erkrankte. Am schwersten fiel ihrem Herzen die Ruthe der Verleumdungen, die in vollen Streichen auf sie niederfiel. Aber sie tröstete sich unablässig mit dem Gedanken Jesus ähnlich zu seyn. So war sie 42 Jahre alt geworden, als endlich ihr Vater zu bewegen war, sie in den Orden von der Loskaufung der Gefangenen eintreten zu lassen. Nach achtjähriger Probezeit erhielt sie den Habit und den Namen Maria Anna von Jesus. Ein Jahr später, im J. 1614 legte sie die Gelübde ab. Mit ihr empfing eine andere fromme Jungfrau den Habit, Maria von Jesus – die zwei ersten weiblichen [177] Mitglieder des Ordens. Außer der Uebung des Gebetes lag ihr zunächst die Uebung der Nächstenliebe, und zwar nach drei Richtungen hin, am Herzen: nämlich die Bekehrung der Sünder, die Tröstung der armen Seelen im Fegfeuer, und die Befreiung der gefangenen Christen in Afrika. Am Anfang des J. 1624 wurde sie krank, und am darauffolgenden 17. April starb sie. Da viele Wunder an ihrem Grabe ihre Heiligkeit bestätigten, vollzog Papst Pius VI. im J. 1783 ihre Seligsprechung. (Mg.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 177-178.
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