Philippus, S. (11)

[890] 11S. Philippus, Ap. M. (1. Mai al. 28. Fbr., 14. Nov.). Unter den von Jesus Christus zum Apostelamte berufenen Fischern aus Bethsaida in Galiläa war der hl. Philippus der Vierte. Kaum war er dieser Gnade theilhaftig geworden, so bekannte er Ihn schon laut als den Messias und suchte Ihm, dem spätern Berufsleben voraneilend, Jünger zu schaffen. So führte er dem Heilande seinen Freund Nathanael zu. Dem Rufe Christi: »Folge mir nach!« blieb er treu bis zu seinem Ende. Er befand sich immer in der Nähe seines geliebten Meisters und wird deßhalb immer mit Auszeichnung genannt. Soz.B. bei dem Wunder der zweiten Brodvermehrung. Allbekannt ist seine rührende Bitte: »Herr, zeige uns den Vater!« und die Antwort Jesu: »Philippus, wer mich sieht, sieht auch den Vater.« Daher lassen wir die Frage, ob ihm wirklich mehr als andern Jüngern Festigung im Glauben Noth gethan habe, wie einige Erklärer aus Joh. 6,5. schließen wollen, völlig offen. Ohne Grund, wie es scheint, hat man ferner behauptet, der hl. Philippus sei jener Jünger gewesen, welchem der Heiland auf die Entschuldigung, er müsse erst seinen Vater begraben, geantwortet: »Lasse die Todten ihre Todten begraben.« Schon bei Christi Lebzeiten hat er Ihm auch Proselyten aus den Heiden vorgeführt, und spanische Schriftsteller haben behauptet, dieselben hätten wenigstens zum Theil ihrem Vaterlande angehört. Als zuverlässig darf festgehalten werden, daß der hl. Philippus in Phrygien sein Apostolat übte, und zu Hierapolis starb. Er hatte zwei oder drei Töchter, von welchen uns Philippa1 und Mariamne1 (s.d. d.) auch dem Namen nach bekannt sind. Der Bischof Polykrates von Ephesus gedenkt ihrer im 2. Jahrh. als hochgeehrter Säulen der Kirche in Asien (Döllinger, Chr. u. K., S. 140.) Die Legende bei Metaphrastes läßt ihn viele tausend Menschen taufen, bei den Scythen einen von diesen als Gottheit verehrten Drachen tödten, viele Wunder (darunter auch Todtenerweckungen) verrichten, Bisthümer gründen etc. Diese Erfolge erregten den Neid des Teufels und seiner Diener, weßhalb sein Tod beschlossen wurde. Nach kurzem Gefängniß starb er, wie der hl. Petrus mit zu Boden gesenktem Haupte unter den Steinwürfen der aufgeregten Menge am Kreuze. Ein Erdbeben, das bei seinem Hinscheiden entstand, zerstreute die darüber erschreckten Heiden, so daß die Christen die theuren Ueberreste des Apostels in Ruhe zu bestatten vermochten. Ueber das Jahr seines Todes schwanken die Angaben zwischen dem Jahr 54 und 90. Seine Reliquien, welche längere Zeit in Hierapolis verehrt wurden, kamen später nach Konstantinopel und Rom. Hier ruhen dieselben in der von Pelagius I. und Johannes III. erbauten Kirche zu St. Aposteln, wo sie erst kürzlich wieder erhoben und untersucht worden sind. Wahrscheinlich wegen der oben genannten Widmung dieser Basilica an alle Apostel wurde ehedem am 1. Mai zugleich das Fest aller Apostel begangen. Ein Arm befand sich seit längerer Zeit zu Jerusalem und wurde nach Florenz transferirt. Ein Theil des Hauptes wird zu Troyes in Frankreich verehrt. Noch andere Reliquien des heil. Philippus befinden sich in Köln, Prag, Andechs, Paris, Toulouse u.s.w. Aechte Schriften von ihm sind nicht vorhanden, aber es gab unterschobene, die ihm zugeschrieben wurden. Bei den [890] Griechen, welche diesen hl. Apostel besonders hoch verehren, fällt sein Fest auf den 14. Nov. Auf Bildnissen trägt er zur Erinnerung an seinen Martertod das Kreuz, das wie ein lateinisches T geformt ist (ohne oben hervorstehenden Balken.) Auf größern Bildern stürzen Götzenbilder und Altäre ein und die in ihnen angebeteten Dämonen fliehen, Pestdämpfe aushauchend, indem er ihnen das Kreuz vorhält, um ihn Kranke, welche wieder gesund werden. Weniger passend ist ein langer Stab in seiner Rechten, der in ein Kreuz ausläuft.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 890-891.
Lizenz:
Faksimiles:
890 | 891
Kategorien: