Agathokles

[68] Agathokles aus Rhegium, Sohn eines Töpfers, Soldat, Feldherr der Agrigentiner, zuletzt Tyrann von Syrakus, indem er zuerst den Volksfreund spielte, die Aristokraten verfolgte, sie seinen Soldaten und dem Pöbel preisgab und sich dann noch einmal zum unumschränkten Feldherrn wählen ließ. Als der Krieg mit den Carthagern auf Sicilien für ihn unglücklich verlief, versah er Syrakus mit hinreichender Besatzung und setzte mit 60 Schiffen nach Afrika über, die er nach seiner Landung verbrannte, Er siegte, machte ungeheure Beute, bemächtigte sich eines großen Theiles der Küste, zog den König von Cyrene, Ophellas, an sich und ermordete ihn. Unterdessen hatten auf Sicilien die syrak. Verbannten und Agrigent die Oberhand gewonnen, Agathokles kehrte zurück und ließ seinen Sohn Archagathus in Afrika. Während er nun selbst seine Sache in Sicilien mit Glück verfocht, wurde sein Sohn in Afrika so in die Enge getrieben, daß Agathokles ihm zu Hilfe kam. Allein er verlor die Schlacht von Tunis und entfloh heimlich nach Sicilien; das verrathene Heer ermordete seine Söhne und ging zu den Carthagern über. Agathokles wüthete nun in Sicilien, verband sich mit den Carthagern, denen er einen Theil der Insel überließ, und übermannte seine Gegner durch Gewalt und treulosen Mord. Er trug nun seine Waffen nach Unteritalien, nach Corcyra, verband sich mit Pyrrhus von Epirus und rüstete zu einem neuen Kriege gegen Carthago. Doch sein Enkel Archagathus, dem der Tyrann den gleichnamigen Sohn Agathokles vorzog, ließ die Feder vergiften, mit welcher sich derselbe die Zähne zu reinigen pflegte. Die Folge war unheilbare, immer weiter greifende Fäulniß, und der 72jährige Agathokles ließ sich noch vor seinem Ende auf den Scheiterhaufen tragen und verbrennen (299 v. Chr.); da Archagathus den Oheim Agathokles schon ermordet hatte und er selbst durch den Vergifter seines Großvaters Agathokles fiel, so war die ganze Familie zu Grunde gegangen und Syrakus frei, bis es sich in Hiero einen neuen Herrscher gab.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 68.
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