Carlos [2]

[5] Carlos, Don, Maria Isidor de Bourbon, zweiter Sohn König Karls IV. von Spanien, geb. d. 29. März 1788, mußte 1808 der Thronfolge zu Gunsten Joseph Bonapartes entsagen und bis zu Napoleons Sturz zu Valencay in Frankreich leben. 1816 vermählte er sich mit einer portugies. Prinzessin, aus welcher Ehe 3 Söhne entsprangen, so daß bei der Kinderlosigkeit Ferdinands VII die Thronfolge ihm oder seinem Geschlechte gesichert schien. Aber Ferdinand VII. erhielt in seiner 3. Ehe 2 Töchter u. sicherte ihnen 1830 die Erbfolge durch die Aufhebung des salischen Gesetzes, welches die weibliche Thronfolge ausschloß, so lange ein männlicher Zweig des königl. Hauses übrig wäre. Die Intrike, den König während seiner Krankheit zur Rücknahme seiner Verfügung zu bestimmen, mißlang und C. ging nach Portugal. Nach dem Tode Ferdinands (29. Septbr. 1833) trat C. offen mit seinen Ansprüchen hervor, wurde auch von Dom Miguel in Portugal anerkannt und wollte von Portugal aus in Spanien einfallen. Allein Dom Miguels Heer wurde bei Santarem von den Truppen Dom Pedros, seines Bruders, und von einem span. Corps unter General Rodil eingeschlossen und zur Capitulation gezwungen u. beide Prinzen gingen auf einem engl. Schiffe nach England. Indessen war aber der Aufstand der Basken, welche durch die Constitution ihre provinciellen Vorrechte verlieren sollten, ausgebrochen und sie erklärten sich für C., dessen absolute Herrschaft ihre Rechte zu schützen versprach. An sie schlossen sich alle Gegner der constitutionellen Verfassung an, ebenso viele Constitutionelle aus dem [5] Militär- und Beamtenstande, welche keine Weiberherrschaft wollten. Im Juni 1834 entfernte C. sich aus England und gelangte über franz. Boden glücklich in die baskischen Provinzen. Von hier aus führten seine Anhänger, Carlisten, den Krieg mit abwechselndem Erfolge bis 1839; C. selbst bewies sich seiner Stellung nicht gewachsen, unentschlossen in Gefahren, der Intrike zugänglich, seinen Günstlingen folgsam, u. diese seine persönliche Unzulänglichkeit war die Hauptursache des Vertrags von Bergara (31. August 1839), der C. zur Flucht aus Spanien zwang. Er lebte nun bis 1847 zu Bourges in Frankreich, trat 1849 sein Recht auf den Thron an seinen ältesten Sohn, Carlos (s. Montemolin), geb. den 31. Januar 1818, ab, und nannte sich seitdem Graf von Molina.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 5-6.
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