Doppelsterne

[433] Doppelsterne, nannte man Sterne, welche so nahe beisammen stehen, daß das unbewaffnete Auge die Zwischenräume nicht erkennt. Gegenstand näherer Forschung wurden dieselben durch Bradley, Mayer in Mannheim, besonders aber durch Herschel den Aelteren, der 500 auffand (bei einem Abstand der einzelnen Sterne von weitestens 32 Sekunden). Die Zahl der jetzt bekannten D. beträgt über 6000. Das nahe Beisammenstehen kann nun entweder bloß scheinbar sein, Folge optischer Täuschung (optische D.), oder es ist dasselbe ein wirkliches, wo dann die beiden Sterne physisch zusammengehören, verbunden durch ein Naturgesetz (physische D.); die Zahl der letzteren ist weitaus die überwiegende. Es kommen weit mehr D. unter den großen Sternen vor, als unter den kleineren; die 2 Sterne sind einander gewöhnlich an Größe ziemlich gleich, und endlich kommt ein näherer Stand der beiden Sterne viel häufiger vor als ein weiterer. Bei diesen physischen D.n bewegt sich stets der eine Stern (Nebenstern) um den anderen (Hauptstern), oder vielmehr beide um ihren gemeinschaftlichen Schwerpunkt; schon Herschel der Aeltere hatte bei 52 D.n diese drehende Bewegung nachgewiesen. Sie geschieht in Ellipsen, und es herrscht somit in den Tiefen des Himmels dasselbe Gesetz der Schwere, welches unsere Planeten um die Sonne treibt. Die Umlaufszeit kennt man nur bei den wenigsten; sie beträgt bei den einen Jahrtausende, bei anderen blos Jahrhunderte oder Jahrzehnte. – Während die einfachen Sterne fast sämmtlich in weißlichem Lichte erscheinen (nur sehr wenige roth od. gelblich), kommen bei den D.n alle Farbenmischungen vor, selbst grün. – Außer den 2fachen D.n gibt es auch mehrfache, über 100 3fache, sowie einige 4- und 5fache, die indeß gewöhnlich unter der allgemeinen Benennung D. begriffen werden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 433.
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