Draht

[441] Draht, fadenartig ausgezogenes oder ausgewalztes Metall von verschiedener Dicke und Form, ein Fabrikat von der ausgedehntesten und vielseitigsten Anwendung. Man benützt daher Eisen, Stahl, Kupfer, Tomback, Messing, Silber, Gold, Platin. Die Bereitung geschieht gewöhnlich durch Ziehen des stabförmig zubereiteten Metalls mittelst eigener Maschinen durch die Löcher einer Stahlplatte (des Zieheisens); der erste Zug geht durch das weiteste Loch, sofort durch immer engere, bis zur geforderten Dicke des D. s. Das Ziehen geschieht durch eine Zange, welche durch Wasser oder Dampf in Bewegung gesetzt wird, bei feinern Drähten aber gewöhnlich durch einen Cylinder, der rotirend den D. sich aufwickelt. In neuerer Zeit bedient man sich für gröbere Drähte auch der Walzwerke. Ein solches besteht aus drei über einander liegenden und sich berührenden eisernen Walzen mit rings herumlaufenden, halbrunden Furchen, die auf einander gehen und stufenweise kleiner werden, und durch welche beim Rotiren der Walzen die glühende Metallstange getrieben wird. Soll der D. seiner werden, so wird er noch durch Löcher gezogen. – Die Durchschnittsform des D.s ist gewöhnlich die kreisrunde; doch hat man auch ovale, viereckige, sternförmige Drähte (façonirter D.). Geplätteter D. heißt Lahn. Gold- und Silberdraht sind gewöhnlich bloß plattirt, indem zu ersterem eine Silberstange, zu letzterem eine Kupferstange plattirt u. gezogen wird. Cementirten D. erhält man, wenn man auf die Kupferstange vor dem Ziehen in einem geschlossenen Cylinder Dämpfe von Zink einwirken läßt, wodurch die Oberfläche des Kupfers eine schöne Goldfarbe erhält.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 441.
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