Erotik

[602] Erotik, griech., die Lehre und Kunst der Liebe. E.er, der oder die Dichter der Liebe, näher die Sänger leichter, anmuthiger Liebeslieder im Geiste des Anakreon, Alkäus, der Sappho, im engsten Sinne die den ersten christl. Jahrh. und somit dem Zerfall der antiken Welt und Poesie angehörenden Verfasser von Mährchen, Romanen und Briefen, welche sinnliche Liebe, deren Ausartung in allen Formen und Graden schilderten und deren Namen und Bruchstücke vorzüglich durch Photius erhalten wurden. Aristides aus Milet schrieb »Milesische Mährchen«, Jamblichus aus Syrien »Babylonische Geschichten«, in denen bereits eine der im Mittelalter beliebten [602] sog. Liebesfragen erörtert u. entschieden ist; der Namen des Lucius von Paträ wurde mit »Wüstling« gleichbedeutend, dagegen zeichneten sich gegen das Ende des 5. Jahrh. die »Aethiopika« des Heliodor von Emesa, Bischofes von Tricca, durch Hoheit der Auffassung der Liebe und Anmuth der Darstellung vor allen andern Romanen aus, wurden von Torquato Tasso gerühmt, von Calderon nachgeahmt, oft und zuletzt von Mitscherlich herausgegeben und von Göttling übersetzt, Frankfurt a. M. 1822, 8. Besser als Achilles Tatius schrieb Longus; Xenophon aus Ephesus, Charidon und Eusthatius schlossen im 5. Jahrh. für lange die Reihe der E.er, bis im 12. Jahrh. Theodor Prodromus in Jamben ein planloses Lied von der »Liebe der Rhodante und des Dosikles« begann und an Niketas Eugenianus sofort einen elenden Nachahmer fand. Die erotische Poesie im engsten Sinne fand bei den Römern an Petronius, dem Ordner der Hofvergnügungen Neros, einen lehrreichen Vertreter; aus Apulejus »goldenem Esel« blickt der Afrikaner und neuplatonische Mystiker heraus. Mitscherlich: »Scriptores erotici graeci«, Zweibrücken 1792–93, 3 Bde., Paßow: »Corpus scriptor. erot. graecor.«, Leipzig 1824–34, 2 Bde.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 602-603.
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