Euphorbiaceae

[627] Euphorbiaceae, Wolfsmilcher, Familie des Gewächsreiches, von sehr mannigfaltigen Formen, enthält einen eigenthümlichen Milchsaft und ist in vielen Arten officinell. Sehr wenige Arten sind aromatisch, die meisten geruchlos, giftig riechend, und haben einen scharfen, stechenden Geschmack. Mehrere wirken sehr stark auf die Nieren, z.B. die Blätter des Bingelkrauts, die Wurzel vom Ricinus communis u. mehrern Phyllanthusarten; andere sollen gegen Wassersucht sehr heilsam sein; noch andere gehören unter die schweißtreibenden Mittel, wie die Rinde von mehreren Croton-Arten, das Holz von Croton Tiglium und vom gemeinen Buchs, die Buchsblätter, die Blätter von Cicca u.a.m.; wieder andere wirken brechenerregend, wie die Wurzeln der Wolfsmilcharten, der Saft von Commia, Anda, Mercurialis perennis u.a.m.; gar viele endlich liefern die stärksten Purgirmittel, so die Buchs- und Bingelkrautblätter, der Saft von Euphorbia, Commia, Hura, die Samen von Ricinus, Croton Tiglium, Anda und Jatropha. Noch andere sind in ihrer Wirkung so gefährlich, daß es durchaus nicht gerathen erscheint, sich ihrer, wenn auch in den kleinsten Dosen, zu bedienen, so namentlich Hippomane. Das Gift der E. ist meist scharfer Natur, bisweilen aber doch auch mit etwas Narkotischem vermischt, so daß z.B. Fische damit betäubt werden können. Durch Kochen und Rösten kann dieser betäubende, aber flüchtige Stoff entfernt werden, so daß z.B. dadurch die Wurzel von Jatropha Manihot, welche einen äußerst giftigen [627] Milchsaft enthält, zu einem sehr nützlichen Nahrungsmittel wird (Maniok). Das merkwürdigste Produkt aus dieser Familie bleibt aber immerhin das bekannte Caoutchouc, Federharz oder Gummi elasticum (s.d.A.). – Croton tinctorium (Crozophora) liefert in seinem verdickten Milchsafte den unter dem Namen Tournesol bekannten rothen oder blauen Farbstoff; Croton lacciferum, den Schellak; Croton Draco, eine Sorte Drachenblut; Croton eluteria, die Kaskarillrinde; Croton Tiglium, das Crotonöl (s. Croton); von Excoecaria Agollocha kommt das wohlriechende Aloeholz, während der Milchsaft des Baumes so scharf ist, daß beim Fällen beschäftigte Leute oft schwere Augenentzündungen bekommen und selbst ganz erblinden; die Stillingia sebifera, ein Baum in China, hat die Samen in einen talgartigen Stoff eingehüllt, aus dem Kerzen verfertigt werden; von Euphorbia antiquorum und officinarum, afrikanische Wolfsmilcharten, kommt das Euphorbium, ein Gummiharz in gelbbräunlichen Körnern, das als ein wichtiges Heilmittel in Knochenkrankheiten dient. – Die Ziergärtnerei hat an der Euphorbia caput Medusae, Bojeri, splendens, fulgens, punicea und pulcherrima ganz interessante, zum Theil sehr groteske, dornige Topfpflanzen, die am besten zusammen mit Cacteen cultivirt werden. Ricinus communis als »Wunderbaum« od. »Christuspalme« oft als 1jährige Rabattenpflanze gezogen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 627-628.
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