Nahrungsmittel

[285] Nahrungsmittel (alimenta), nennt man diejenigen Stoffe, welche zur Ernährung des Körpers, d.h. zum Wiederersatz der durch den Lebensprozeß verbrauchten u. ausgeschiedenen Stoffe dienen, indem sie in den Körper eingeführt und durch die Verdauung etc. demselben angeeignet (assimilirt) werden. Als N. können nur solche Substanzen dienen, welche eine den Geweben des Körpers ähnliche Zusammensetzung haben. Da diese bei den verschiedenen Geweben verschieden ist, so folgt daraus auch das Bedürfniß verschiedenartiger Nahrung; zum Ersatz der meisten indeß können nur solche Substanzen dienen. welche Stickstoff enthalten. Durch Liebig wurde die Ansicht herrschend. daß die des Stickstoffs entbehrenden Bestandtheile der Nahrung, somit ein großer Theil derselben, nicht wirklich zum Wiederersatz dienen, sondern theils als Fett im Körper abgelagert, theils dem durch das Athmen aufgenommenen Sauerstoff dargeboten werden, wodurch dieser weniger rasch verzehrend auf die Gewebe selbst wirke. Dies sind die sog. Respirationsmittel, wie Oel, Fett, Gummi, Zucker, Dextrin. Diesen gegenüber stehen die stickstoffhaltigen, sog. plastischen N., welche wirklich zum Ersatz dienen, wie Gallerte, Kreatin und Kreatinin im Fleische, Eiweiß, [285] Faserstoff, Kasein, Pflanzeneiweiß, Kleber, Legumin. Neben den hauptsächlichsten Grundstoffen, als Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff, enthalten die thierischen Gewebe auch etwas Schwefel, Chlor, Phosphor, Alkalien, Eisen etc., welche gleichfalls die N. darbieten. Die Zahl der N. ist außerordentlich groß. Die meisten derselben aber sind, wenn allein genossen, nicht im Stande, nach beiden Richtungen (als plastische u. Respirationsmittel) zugleich im erforderlichen Grade zu wirken, außer etwa bei sehr starkem Verbrauch des einzelnen Nahrungsstoffs; daher die Zweckmäßigkeit der Verbindung verschiedener N., wie dies auch die Erfahrung zeigt. Die N. werden in der Regel in viel größerer Menge genossen, als das wirkliche Bedürfniß erfordert; der Ueberschuß, sowie die mit eingeführten unverdaulichen Stoffe, werden dann unverbraucht wieder ausgestoßen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 285-286.
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