Fesch

[690] Fesch, Joseph, geb. 1763 zu Ajaccio, der Sohn eines aus Basel stammenden Offiziers u. Stiefbruder der Mutter Napoleons I., befand sich beim Ausbruche der Revolution im Seminar von Aix u. wurde Kriegskommissär bei der italien. Armee, später aber doch geistlich u. Canonicus zu Bastia auf Korsika, 1802 Erzbischof von Lyon, 1803 Cardinal, bevollmächtigter Minister Napoleons in Rom (Chateaubriand sein Gesandtschaftssekretär). Er trug bei, den Papst zur Kaiserkrönung in Paris zu bewegen, ward mit einer Menge von Würden und Ehren bedacht und 1806 von Dalberg zum Coadjutoren und Nachfolger angenommen »weil seine Familie sich früher um die deutsche Kirche verdient gemacht und in der Lage sei, den geistlichen Kurstaat zu erhalten.« F. wollte jedoch weder diese Würde noch die eines Erzbischofs von Paris annehmen und zog sich 1811 als Präsident des Nationalconcils durch seine entschieden kirchliche Gesinnung die volle Ungnade Napoleons zu, welcher ihn in seine Diöcese verwies. F. fand 1814 ein Asyl zu Rom, war in den 100 Tagen wieder zu Paris u. kehrte nachher dauernd nach Rom zurück. Sein Erzbisthum Lyon verwaltete er durch Vicare und gab es nicht auf, bis Leo XII. ihm die Ausübung jeder geistlichen Gerichtsbarkeit daselbst verbot. Er st. 1839 zu Rom; seine kostbare Gemäldesammlung wurde versteigert.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 690.
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