Hermann [3]

[283] Hermann, Joh. Gottfr. Jakob, ein sehr verdienter und namentl. als scharfsinniger Kritiker berühmter Philolog, geb. 1772 zu Leipzig, vertauschte das Studium der Rechtswissenschaft mit dem der Philologie, stiftete 1793 in seiner Vaterstadt die sog. griech. Gesellschaft, welche zur Pflanzschule der Anhängerschaft H.s wurde, begann 1794 seine Vorlesungen, wurde 1798 außerordentlicher, 1803 ordentl. Prof., 1819 Decemvir der Universität Leipzig, hielt 1840 sein Doctorjubiläum, 1844 das Jubiläum seiner 50jährigen akadem. Wirksamkeit und st. am letzten Tage des J. 1848. Seine frühesten Arbeiten waren eine juristische Abhandlung, dann eine solche über die Dichtungsarten (1794), kritische Bemerkungen zu einigen Stellen bei Aeschylus und Euripides u.s.f., ein Hauptwerk aber war sein »Handb. der Metrik« (1798), welches 1816 zu den »Elementa doctrinae metricae« erweitert, später auch im Auszug herausgegeben (Epitome d. m., 2. Aufl. Lips. 1844) und bis jetzt von keinem andern verdrängt wurde. Auch für eine wissenschaftlichere Behandlung der griechischen Grammatik gab H. den Anstoß (De emendanda ratione graecae grammaticae 1801, Ausgabe des Viger 1802, 4. Aufl. 1834), wechselte mit Creuzer in Heidelberg Briefe über Mythologie (Briefe über Homer u. Hesiod, Heidelberg 1818) u. fühlte sich durch die Art und Weise, wie Böckh (s. d.) die Inschriften behandelte, zu einer besonderen Schrift veranlaßt. Bekannte Ausgaben des Sophokles (1817–1825), vieler Stücke des Euripides, einiger des Plautus, der Dichtkunst des Aristoteles u.a.m.; »Opuscula«, Leipz. 1827–39, 7 B. Haupt gab von H. heraus den Bion u. Moschus, Leipz. 1849, sowie die Recension des Aeschylus, Leipzig 1852, 2 B.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 283.
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