Krim

[662] Krim, Taurien, taurische Halbinsel, Halbinsel zwischen dem asowʼschen und schwarzen Meere, 360 QM. groß, mit dem russ. Festlande nur durch die schmale Landenge von Perekop zusammenhängend. Der südl. Theil ist von dem taurischen Gebirge erfüllt, einem Kalkgebilde, das sich vielfach zu kahlen Hochebenen ausdehnt, in seinen Thälern aber eine reiche südeuropäische Vegetation [662] (Feigen, Oliven, Wein etc.) entfaltet. Der nördl. Theil der Insel ist größtentheils Steppe, mit Salzseen und ungesunder Luft, sowie außerordentlich wechselnder Temperatur. Das sog. faule Meer ist ein Theil des asowʼschen, als seichter, von dem asowʼschen Meere durch eine schmale Landzunge getrennter Busen von Genitschi bis Arabat sich hinziehend. Die Einwohnerzahl mag sich auf 400000 belaufen, der Mehrzahl nach Tataren, ferner Russen, Griechen, Juden, deutsche Colonisten. Hauptstadt ist Simferopol; bedeutender die ehemalige Residenz der Khane Bakschiserai, der wichtigste Platz: Sebastopol; vor 1855 war Kertsch als Handelsort von Bedeutung. – Die K. wurde an der Südseite von Griechen schon im 6. Jahrh. vor Chr. colonisirt; die blühenden Städte kamen später unter die pontischen Könige u. die Nachkommen des Mithridates behaupteten unter röm. Schutze dies bosporanische Königreich bis zur Zeit der Völkerwanderung, in welcher bei 70 Völker aufgezählt werden, welche die K. heimsuchten. Zuletzt ließen sich nach Dschingischans Zug die Tataren nieder; unter deren Herrschaft gründeten die Genuesen in Kaffa einen wichtigen Stapelplatz für ostind. Waaren, und überhaupt war die K. ein reiches Land. Die Khane waren dem türk. Sultan nur zur Heerfolge verpflichtet und leisteten ausgezeichnete Dienste; im Frieden von Kutschuk Kainardsche (1774) wurde die K. unabhängig erklärt u. 1784 von dem letzten Khan an Rußland verkauft. Die Tataren widersetzten sich; Potemkin metzelte aber 30000 nieder und verwüstete das Land furchtbar. Seitdem haben sich viele russ. Großen in der K. angekauft, der alte Wohlstand ist aber noch lange nicht wiederhergestellt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 662-663.
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