Rosenkreuzer

[769] Rosenkreuzer, nannte man 1) die angeblichen Mitglieder eines geheimen Bundes, welcher von einem unbekannten Obern, Rosenkreuz, geleitet werde, sich im Besitze verborgen er Naturkenntnisse und der größten Geheimnisse, namentlich der Goldmacherkunst, des Lebenselixieres, sogar des Steines der Weisen befinde und den ganzen sittlich-religiösen und gesellschaftlichen Zustand der Menschheit neu zu gestalten trachte. Der Glaube an die Existenz einer solchen Gesellschaft wurde genährt durch Schriften, durch welche der verdiente Joh. Valentin Andreä im Anfang des 17. Jahrh. den krankhaften Hang der Zeit zum Mysteriösen und Abenteuerlichen, zu geheimen Lehren und Verbindungen verspotten wollte, die man aber für baaren Ernst nahm (Fama fraternitatis od. Entdeckung der Brüderschaften des löblichen Ordens des Rosen-Creuzes, Kassel 1614; Confessio fraternitatis rosaceae crucis 1615; Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz 1618). Ein R., welcher auch nur eine der großartigen Versprechungen erfüllt hätte, kam natürlich nirgends zum Vorschein. Dagegen erschien eine ganze Fluth von r.schen Schriften und mancherorts stiftete man R. gesellschaften z.B. 1622 im Haag, der engl. Arzt Robert Flud aber (gest. 1637) verband die Träumereien der vorgeblichen R. mit denen des Theophrastus Paracelsus und förderte eine ganz seltsame »Feuerphilosophie« zu Tage. Der R. lärm hörte allmälig auf, begann jedoch zwischen 1756–68 abermals, denn es nannten sich R. 2) die Mitglieder eines höheren Grades des Ordens der Freimaurer (s. d.), unter denen sich in Frankreich der Titel »Prinz Rosenkreuz« (prince Rosecroix) zur Bezeichnung des höchsten Grades der Mitgliedschaft erhalten hat.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 769.
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