Scheintod

[68] Scheintod (asphyxia), Zwitterzustand, in dem sich die organische Materie befindet, nachdem sie aufgehört hat. derartige organische Funktionen an sich erkennen zu lassen. welche auch der gewöhnlichen Beobachtung zugänglich sind und bevor sie den zersetzenden Kräften des Chemismus ausschließlich anheimfällt. Ohne erloschen zu sein ist das Leben auf sein Minimum reducirt. Im gewöhnlichen Leben wendet man das Wort S. vorzugsweise auf die organische Materie des thierischen Körpers an. Es gehören hieher der Winterschlaf mancher Säugethiere und Vögel. Amphibien. Insekten in unseren Breitegraden, wie auch der Sommerschlaf der Reptilien unter den Tropen zur Zeit der trockenen Jahreszeit. Weder Respirations- noch Circulationsproceß hört ganz auf. der Stoffwechsel ist nur auf sein Minimum reducirt. Vor Allem aber bezeichnet S. jenen entsetzlichen Zustand, in dem sich ein Mensch befindet, den man wegen Mangels aller der gewöhnlichen Beobachtung zugänglichen Lebenszeichen für todt hält, ohne daß er es ist. Das einzige Unterscheidungsmerkmal zwischen S. u. wirklichem Tod sind die Zeichen der Fäulniß, die Todtenmale etc. Am ähnlichsten dem S. sind die kataleptischen Anfälle und der Zustand nach einem plötzlichen großen Blutverlust. Eine tüchtige Leichenschau ist das beste Vorbauungsmittel gegen die Gefahr, daß S.te begraben werden.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 68.
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