Segneri

[173] Segneri (Senjehri), Paolo, Name von 2 italienischen Kanzelrednern, von denen sich besonders der ältere um so größern Ruhm erwarb, weil Italien außerordentlich reich an Reden, aber außerordentlich arm an Rednern ist. S. der ältere, geb. 1624 zu Nettuno im Kirchenstaat, trat zu Rom in den Jesuitenorden, zog 1665–92 als Missionsprediger in seinem Vaterlande herum u. wirkte als ein durch u. durch volksthümlicher Redner bei den untern Classen des Volkes Außerordentliches. Gleichzeitig schrieb er theologische Werke, deren Styl von der Akademie della Crusca als Muster empfohlen wurde. S. st. 1694 zu Rom, nachdem er durch Innocenz XII. Prediger am Vatican und Palast-Theologe geworden war. In Rom selbst hatten übrigens seine Predigten viele Tadler gefunden, den Deutschen kann das specifisch Italienische daran, die zu große Aufhäufung von Bildern, Gleichnissen und Geschichtchen, die Uebertreibung u.s.f. nicht recht munden. Seine Predigten (il Quadragesimale Firenze 1679; Panegirici sacri, ibid. 1684; le prediche dette nel palazzo apostolico, Roma 1694) sind aber trotzdem vielfach brauchbar und deßhalb auch bis in die neueste Zeit vielfach übersetzt worden. Dasselbe widerfuhr dem Christiano (1686), parocco (1692), penetente u. confessore instruito, ebenso der apologetischen Schrift l'incredulo senza scuso (Firenze 1690). Unter den ascetischen Schriften fand la concordia tra la fatica e la quiete erst Beifall, als das Falsche und Gefährliche, das im Quietismus lag, offenbar geworden war. – S. der jüngere, ein Neffe des Vorigen, geb. 1673, gest. 1713, war ebenfalls Jesuit und Kanzelredner, stand aber dem Onkel hinsichtlich der Lebhaftigkeit des Vortrags und Energie des Ausdruckes weit nach.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 173.
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