Conceptualismus

[121] Conceptualismus (v. lat. conceptus = Zusammenfassen, Begriff) heißt eine Richtung des Nominalismus, welche durch Thomas v. Aquino (1225-1274) eingeleitet und durch Wilh. v. Occam (1347) ausgebildet wurde. Während der strenge Nominalismus Roscellin's und Abälards die Möglichkeit allgemeiner Vorstellungen überhaupt bestritt und die Begriffe nur auf die sprachliche Bezeichnung einer Mehrheit konkreter Vorstellungen durch die Einheit des Wortes zurückführte, trat der Konzeptualismus für das Gegebensein allgemeiner Vorstellungen als psychischer Phänomene ein (universalia post rem!). Thomas v. Aquino ließ über den Konzeptualismus hinausgehend und dem Realismus zuneigend, das Allgemeine außer in den Begriffen auch im göttlichen Geiste und den Dingen gegeben , sein, W. v. Occam dagegen schrieb ihm streng konzeptualistisch nur begriffliche Existenz zu. Auch nach dem Falle der Scholastik ist dieser Gegensatz aufgetreten, indem Hobbes, Berkeley, Hume, Mill usw. für den Nominalismus, Locke, Reid, Brown für den Konzeptualismus Partei nahmen. So leugnet Hobbes (1588-1679) (de corpore 2, 10), daß die Allgemeinheit selbst irgend im psychischen Prozesse zum Ausdruck gelange; Berkeley (1685-1753) bezweifelt die allgemeinen Ideen (Treat. conc. the princ. of hum. knowl. Introd. X-XIV). Locke (1632 bis 1704) hingegen spricht ausdrücklich von allgemeinen Ideen, die, aus den konkreten durch Loslösung von den Bestimmungen des Raumes, der Zeit usw. entstanden, das den konkreten Sinnesvorstellungen Gemeinsame zusammenfassen und legt dem Erkenntnisvermögen geradezu die Funktion zur Bildung solcher Begriffe bei. (Locke, Essay concerning Human Understanding III, 3.) Vgl. Nominalismus, Universalien.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 121.
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