Körperbewegungen

[309] Körperbewegungen heißen die an tierischen, insbesondere menschlichen Körpern stattfindenden Bewegungen, die durch den Einfluß der motorischen Nerven auf die Muskulatur entstehen. Sie scheiden sich in solche, die ohne Bewußtsein erfolgen, physische, und solche, bei denen neben den physischen Bedingungen[309] zugleich bestimmte Bewußtseinszustände als Ursachen wahrgenommen werden oder vorauszusetzen sind, psycho-physische. Die physischen zerfallen in solche, die unmittelbar von innerer Heizung des motorischen Zentralgebietes, namentlich des Rückenmarks ausgehen, automatische (wie z.B. die Atembewegung, Herzbewegung, Gefäßerregung), und solche, bei denen die zentrale motorische Erregung durch einen peripherischen Reiz erfolgt, der von einem zentripetal leitenden Nerven zugeführt wird, reflektorische (wie z.B. Zuckungen und mechanisch gewordene zweckmäßige Willenshandlungen). Die psycho-physischen haben entweder in einem den Willen eindeutig bestimmenden Motiv ihren Ursprung, Triebbewegungen, oder es findet bei ihnen die Wahl zwischen verschiedenen Motiven statt, willkürliche Bewegungen. Unter diesen Bewegungen bilden die auf ererbter Organisation beruhenden Triebbewegungen den Ausgangspunkt einerseits für die Ausbildung der die höheren Willenshandlungen ermöglichenden Willkürbewegungen, andrerseits für die Entstehung der reflektorischen und automatischen Bewegungen, die ihrerseits auch fortwährend aus den willkürlichen Bewegungen hervorgehen und sich mit ihnen verbinden, indem ein Teil derselben mechanisch wird. Unter den Reflex- und Willensbewegungen sind besonders solche hervorzuheben, welche Gemütsbewegungen widerspiegeln und als Zeichen innerer Zustände von Wesen ähnlicher Art verstanden werden, die Ausdrucksbewegungen (wie Erblassen, Erröten, Mienenspiel, Gebärden, Weinen, Lachen). Siehe Wundt, Grundz. d. phys. Psych. II S. 487-530.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 309-310.
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