Manie

[344] Manie (gr. mania), Wahnsinn, bedeutet in weiterem Sinne sowohl eine Seelenkrankheit (s. d.), als auch eine gesteigerte einseitige Geistesrichtung. In dieser Doppelform erfaßte sie z.B. Platon (427-247), indem er sie einerseits als Krankheit, andrerseits als philosophische Liebe bestimmte, vor deren trunkenen Blicken die endlichen Zusammenhänge verschwinden. Die Geisteskrankheit der Manie sah man früher als charakterisiert an durch große Exaltation des Ichs, durch Lust an Bewegung um ihrer selbst willen (rhythmische Bewegungen, rhythmische Sprache, Wiederholung von Reimen), durch Zungentollheit und erhöhtes Selbstgefühl durch Projekte und den Wahn, im Besitze von Reichtum, Schönheit und Talenten zu sein, durch leibliches und geistiges Wohlbefinden bei aller Furchtsamkeit, durch gewaltsame Ablenkung jedes Gespräches auf das eigene Ich. Jetzt hat man seit Kraepelin erkannt, daß die Manie nicht für sich besteht. Man charakterisiert sie, in Verbindung mit den mit ihr verbundenen Zuständen der Melancholie, als endogenes, auf Neurasthenie beruhendes periodisches manisch-depressives Irresein, das abwechselnd die Zustände gehobener Stimmung, der Ideenflucht,[344] des Tatendrangs, und gedrückter Stimmung, der Traurigkeit und Hemmung, in sich einschließt, und unterscheidet sie von der Rückbildungsmelancholie. Vgl. Krafft-Ebing, Die Melancholie. 1874. Lehrb. der gerichtl. Psychopathologie. 1881. Hellpach, die Grenzwissensch. d. Psychologie. Leipzig 1902, S. 364 ff.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 344-345.
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