Mode

[367] Mode (franz. mode v. lat. modus) bezeichnet im weiteren Sinne dasjenige, was an einem Ort in bestimmter Zeit in Kleidung, Wohnung, Beschäftigung, Umgang usw. Sitte ist, im engeren Sinne die gerade herrschende Art sich zu kleiden. Der Wechsel und die Mannigfaltigkeit der Mode hängt von der Kulturstufe eines Volkes ab, von dem Reichtum der Industrie, dem Verkehr, den geographischen, politischen u. a. Verhältnissen. Je ärmer, unkultivierter, kleiner und isolierter ein Volksstamm ist, desto weniger wird die Mode bei ihm wechseln. Je reicher, kultivierter, größer und kommerzieller er ist, desto schneller ändert sich bei ihm die Mode. Nur Unkenntnis und Befangenheit wird den Wechsel der Mode lediglich verdammen. Die Mode belebt die Industrie und erfreut den regen Sinn der Menschen, welche Neues schauen und erfinden wollen. Der Wechsel der Mode ist uralt. Was der Ignorant als ehrwürdige Volkstrachten bewundert, sind Reliquien einer einst auch neuen Mode. Die Mode beherrscht die Männer ebenso wie die Frauen; selbst die Uniform ist ihr unterworfen. Der Pedant verwirft die Mode; der Verständige fügt sich ihr, soweit sie nicht anstößig ist, und hütet sich vor ihren Übertreibungen. Hohle Geister gefallen sich in den Exzessen der Mode. Aber das Anathem des Zeloten vermag ebensowenig gegen sie auszurichten, als die Persiflage des Humoristen. – Modern oder modisch, eigtl. der Mode gemäß, heißt neu, zeitgemäß. Vgl. H. Hauff, Moden und Trachten. 1840. Weiß, Geschichte des Kostüms, 1853 f. Vischer, Mode u. Cynismus. 1877. Lessing, der Modeteufel. 1885.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 367.
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