Physik

[441] Physik (gr. physikê sc. epistêmê), eigentlich Naturlehre im weitesten Sinne des Wortes, heißt heute derjenige Teil der Naturwissenschaft, welcher von den Gesetzen der in der unbelebten Natur vorkommenden Vorgänge handelt, sofern diese Vorgänge nicht eine wesentliche Veränderung der stofflichen Eigenschaften der Körper in sich einschließen (s. Chemie). Sie begründet sich auf Empirie und Induktion, ist aber in ihren Einzelproblemen der mathematischen Behandlung fähig; doch vermag sie nur das Wie, nicht das Warum der Erscheinungen zu erklären; dazu dienen vielmehr die Hypothesen der Naturphilosophie. Zur Physik pflegt man die Experimentalphysik und die theoretische Physik zu rechnen, als metaphysische Physik pflegt man aber die Naturphilosophie zu bezeichnen. Bei den Griechen schloß die Physik die metaphysischen Probleme mit in sich ein und bildete neben Ethik und Dialektik einen Hauptteil der Philosophie. Experimentell wurde sie besonders von Archimedes, Heron, Ptolemäus u. a. behandelt. Das Mittelalter begnügte sich damit, den Aristoteles auszulegen; daher sind physikalische[441] Entdeckungen in dieser Zeit ganz vereinzelt. Als eigentlicher Begründer der modernen Physik ist Galilei (1564-1641) anzusehen, während Bacon (1661-1626) in seinem Novum Organon die Empirie und Induktion wohl als die einzig sicheren Quellen der Erkenntnis pries, die Physik selbst aber nicht förderte. Vgl. Natur, Naturphilosophie.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 441-442.
Lizenz:
Faksimiles:
441 | 442
Kategorien: