Corruda

[352] Corruda.

Corruda, J.B.

Corruda prior, Clus. Hist.

Asparagus foliis acutis, C.B. Pit. Tournef.

frantzösisch, Asperge sauvage.

teutsch, wilder oder stachlichter Spargel.

Ist eine Gattung Spargel, oder ein Gewächs, welches gewundene und eckigte Ruthen, in Mannes Höhe treibet, die einen gantzen Hauffen ausgehölte Zweiglein von sich stossen, welche fast allezeit eins um das andere stehen, und kleine spitzige Blätter, tragen, deren viele aus einem Puncte entspriessen, als wie am Larix; sind viel kürtzer und härter, als wie die am guten Spargel, und etwas stechend. Die Blüten sind klein, und bestehen eine iedwede aus sechs Blätterlein in Rosenform. Wann diese kleinen Blüten abgefallen sind, so wird aus dem Pistillo, der in der Mitten stehet, eine Frucht oder Beere, die ist kugelrund und fast so dick, wie eine Erbse, weich, röthlicht oder schwärtzlicht, und beschliesset ein oder zwey harte, weisse Samen. Diese Beere[352] schmeckt häßlich, und wird nicht selten darinne ein Wurm erzielet, der sie ausfrist. Der Wurtzeln sind eine grosse Zahl; und dieselben sind lang und dünne, hangen an einem harten und ungleichen, höckerichten Kopfe, welcher grau und inwendig weiß ist, ungeschmack und schleimig. Dieses Gewächse wächst an dürren und trocknen, heissen Orten: es führet viel Saltz und Oel, wenig phlegma.

Alle seine Theile dienen zum eröffnen, iedoch wird selten etwas mehr davon zur Artzney gebraucht, als nur die Wurtzel und der Samen. Es wird wider den Stein, Sand und Gries gebrauchet, die Verstopfungen zu heben, der Weiber Reinigung zu fördern, und den Urin zu treiben.

Corruda kommt von corruo, ich falle, dieweil man saget, daß dieses Gewächse, indem es sich von der Erde erhebet, eine sonderliche Kraft anwende, falle aber leichtlich um und zu Boden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 352-353.
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