Kali

Kali seu Soda.
Kali seu Soda.

[589] Kali.

Kali, Matth. Dod. Gall.

Kali major cochleato femine, C.B. Pit. Tournef.

Anthillis altera salsa, Cam.

Kali vulgare, J.B. Raji Hist.

Kali magnum Sedi medii foliis, semine cochleato, Adv.

Soda, Lob.

Salsolæ genus, in hortis, Isgarum vulgo, Cæsalp.

frantzösisch, Soude, oder la Marie.

teutsch, Saltzkraut, Glasschmaltz.

Ist ein Kraut, welches etwan drey Schuh hoch wächst, wann es mit Fleiß gebauet worden, oder, anderthalben Schuh, wann solches nicht geschicht: es breitet sich weit aus, und theilet sich in lange und gerade Aeste, die ziemlich dick und röthlicht sind. Seine Blätter sind lang, schmal und dicke, fett und vorne spitzig, auch bisweilen etwas stachlicht, und voller Saft. Die Blüte ist vierblätterig und gelb. Darauf folget eine Frucht, die ist schier gäntzlich rund und häutig, mit Samen angefüllt, der einer kleinen Schlange gleichet, die sich zusammen hat gerollet. Das gantze Kraut hat einen saltzigten Geschmack, und wächst in warmen Landen an der See: es führet gar viel Saltz.

Es eröffnet und dienet zu dem Stein und Sand, hebt die Verstopfungen, wann es gekochet und gebrauchet wird.

Die Spanier säen und bauen dieses Kraut mit allem Fleiß, damit sie daraus Soude en pierre, die Sude als ein Stein gestalt, bereiten können, welche vor diesem Alumen catinum, frantzösisch, Salicore, Salicote oder Alun catin, genennet wurde. Wann sie dieselbige bereiten wollen, so schneiden sie das Kraut ab, wann es zu seiner vollen Grösse ist gekommen: lassen es auf dem Lande trocken oder dörre werden; hernach werffen sie es in grosse Gruben, die sie ausdrücklich darzu in die Erde gegraben, und dergestalt verwahret haben, daß keine Luft nicht dazu koen kan, als nur soviel zu Unterhaltung des Feuers nöthig, davon es verbrannt und calciniret werden soll. Auf diese Weise wird nun die Materie nicht nur zu Asche gebrennet, sondern, weil ihrer viel drunter ist, die eine gute Menge Saltz in sich enthält, und eine gute Zeit durch das Reverberirfeuer, so von dem gantz entzündten Kraute her entstehet, ist calciniret worden, als setzen sich dieselben Theilgen dermassen an einander, daß daraus wie ein gar sehr harter Stein entstehet, den sie mit Hammern oder andern Instrumenten entzwey schmeissen müssen, damit sie ihn aus den Gruben[589] ziehen mögen, wann er vollkommen ausgekühlet. Diese Materie ist ein Gemenge von vielem Saltz und Erde: es wird Glas und Seiffe draus gemacht: es bedienen sich auch ihrer die Wäscherinnen und die Leute, welche die Flecken aus den Kleidern zu bringen wissen: und sie wird desgleichen zu Bereitung der Schmeltze gebraucht.

Die beste Sude kommt von Alicant: und die muß man aussuchen, wann es feine kleine, trockene und klingende Steine oder Stücken sind, die blaulichtgrau aussehen, und voller kleiner Löchlein sind, als wie Rebhüneraugen.

Die Suda wird in Wasser zerlassen, dasselbige filtrirt und abgedampft, davon bereitet man ein fixum sal, Sal alkali genannt: es ist brennend scharff oder caustisch, und werden daraus Cauterisirsteine gemachet. Dieses Saltz hat viel mehr Schärffe und Macht bey sich, als wie dasselbige, welches man aus dem zu Asche gebrannten Kraute, auf gemeine und bekannte Weise machen wolte: dann es hat durch die starcke und lange calcination eine weit grössere Menge der feurigen Theilgen überkommen.

Die Suda macht das leinene Geräthe und die Zeuge blos durch dieses sein alkalisches Saltz reine, dann dieses rareficiret und zertheilet allen Schwefel gantz vollkommen.

Kali ist ein arabisches Wort, welches soviel als Saltz bedeutet; und dieser Name ist der Suda von wegen der übergrossen Menge Saltz, die sie in sich enthält, gegeben worden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 589-590.
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