Marum

Marum.
Marum.

[703] Marum.

Marum, Amberkraut, Mastirkraut, ist ein Kraut, dessen es zwey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Marum Cortusi, J.B. Raji Hist.

Chamædrys maritima incana frutescens, foliis lanceolatis, Pit. Tournef.

Tragoriganum Lobelii, Ger.

Tragoriganum latifolium, C. B.

Tragoriganum latifolium, sive Marum Cortusi, Matthiolo, Park.

Ist eine Gattung der Chamædrys, oder ein kleines Kräutlein, welches, als wie der Thymian, einen Hauffen Zweige, oder kleine, und weißlichte Rüthlein treibet, die voller solcher Blätter sitzen, so grösser sind wie die am Thymian, und bald wie die am Quendel sehen, spitzig sind als wie ein[703] Spießeisen, obenher grün, unten weißlicht. Die Blüten wachsen nach der Länge hinan zwischen denenselben uñ den Blättern heraus; sind als wie kleine Rachen formiret und denen an der gemeinen Chamædrys nicht ungleich, von Farbe purpurhaftig; stehen, eine iede, in einem rauchen, weißlichten Kelche. Wann die Blüte vergangen, so wachsen an ihrer statt vier fast gantz runde Samen, die sind in einer Hülse beschlossen, welche der Blüte zum Kelche hat gedienet. Das gantze Gewächs hat einen lieblichen Geruch, und einen scharffen beissenden Geschmack. Es wächst in warmen Landen, wie z.E. in Provence, in den Hieres Inseln, gegen Toulon zu, woselbst her es dörre zu uns gebracht wird. Es wird auch in den Gärten mit Fleiß gezogen.

Die andre Sorte heist

Marum vulgare, sive Clinopodium, Dod.

Marum verum, sive Mastic, Lugd.

Marum, Mastic Anglorum & Gallorum, Adv.

Thymbra Hispanica Majoranæ folio, Pit. Tournef.

Tragoriganum primum, Clus. Hisp.

Clinopodium quibusdam Mastichina Gallorum, J. B.

Sampsuchus, sive Marum Mastichen redolens, C. B.

Die ist eine Gattung Thymbra, oder ein Kraut, das einen Hauffen ästige Zweiglein treibt, als wie der Majoran, die iedoch um ein gut Theil höher sind, indem sie bis auf zwey und drey Fuß Höhe überkommen: sonst sind sie holtzig, und strecken ihre Zweiglein gar weit aus. Ihre Blätterlein sehen als wie die am Majoran, sind aber ein wenig grösser, weißlicht und von scharffen, bitteren Geschmack. Blüten und Samen sehen als wie die am Thymian; allein, die Blüten wachsen als wie Ringlein um die Stengel herum, und zwar Staffelweise, zwischen den Blätterlein und Stengeln heraus, und sehen weiß. Ihre Wurtzel ist holtzig. Das gantze Gewächs hat einen ziemlich starcken, gewürtzhaft- und lieblichen Geruch. Es wird mit Fleiß in den Gärten gezogen. Das beste ist, welches in Spanien und andern warmen Ländern wächst.

Sie führen, eines wie das andere, viel kräftiges Oel und flüchtiges Saltz, wenig phlegma. Das erste wird in den dispensatoriis gar starck zu den Trochiscis hedychroi genommen, welche unter den Theriac gebrauchet werden, worunter das Marum auch erfordert wird. Man soll es aber erwehlen, wann es samt seinen Blüten zwischen Papiere ist gedörret worden, starck riechet, und einen gewürtzhaften, beissenden und bitteren Geschmack hat.

Die erste Gattung, Marum Cortusi genannt, lieben die Katzen überaus; sie riechen dasselbige von weiten, lauffen trefflich darnach, legen und weltzen sich drauf herum, zerbeissen es und machen sich dadurch brünstig. Im Jahr 1705. hatte ich dey 250. Samen von allerhand Gewächsen aufnehmen lassen: sie waren auch nach ihren Arten in besondere Päcklein eingelegt, und unter denenselben war auch dieses Marum Cortusi zu befinden. Eine iedwede Sorte von diesen Gesämig, welches nach Provence versendet werden solte, war nicht allein besonders und genau [704] eingewickelt, sondern sie stacken noch darzu in einem Sack von starckem Papiere beysammen. Als aber die Katzen in der Nacht das Marum an seinem Geruch gespüret, haben sie sich über das Pack hergemacht, dasselbige zerrissen, und unter den kleinen Packetlein dasjenige herausgesuchet, darinne der Marumsamen gewesen, welches sie aufgemachet und den Samen heraus gefressen, ohne daß sie die übrigen berühret.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 703-705.
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