The

Thé, ceu Teha.
Thé, ceu Teha.

[1127] The.

Thé. Thea. Tsia.

teutsch, Thee.

Ist ein kleines Blatt, daß uns gedörret und zusammen gerollet aus China, aus Japon und aus Siam zugeführet wird. Es wächst an einem kleinen Strauche, und von demselben wird es im Frühjahr gesammlet, wann es noch klein und zarte ist. Der Gestalt nach ist es länglicht, spitzig[1127] und dünn, am Rande ein klein wenig ausgezackt und grün von Farbe. Seine Blüte bestehet aus fünff weissen Blättern in Rosenform, und einigen Zäserlein. Darauf und wann sie vergangen ist, folget eine dicke Schale, als wie eine Haselnuß so groß, die sieht castanienfarben, und in derselben finden sich ein, zwey oder drey kleine, graue, runtzlichte, harte Körner, deren jedes einen gar kleinen Kern beschliesset, der süßlicht und gar übel schmeckt. Die Wurtzel ist zaferig und laufft gantz oben auf dem Boden hin. Dieser Strauch kommt so wol in gut und fettem, als in schlecht und magern Lande fort. Wann die Blätter aufgenommen worden sind, so werden sie über siedend heiß Wasser geleget, damit sie von der Dunst weich werden mögen: so bald sie nun dieselbige durchgangen hat, so werden sie auf Platten von Metall geleget und über ein nicht gar zu starckes Feuer gestellt, damit sie fein allmählich trocknen können, da lauffen sie von sich selbsten ein und werden, wie wir sie bekoen. Doch mag man sich dabey vorsehen, damit man nicht betrogen werde; dann, die Chinesischen Kauffleute, die des Gewinnens gar zu sehr begierig sind, mengen oftmals andre Blätter drunter.

Man soll den Thee erwehlen, der feine gantze, grüne Blätter hat, die einen süssen, lieblichen Geruch und Schmack wie Veilgen haben.

Cha oder Chaa, so die Japoner bauen, ist eine Sorte Thee, viel kleiner und viel besser, dann der andre. Ich habe an an seinem Orte davon gehandelt.

Den Thee soll man in einem wol verwahrten Glase oder Büchse aufbehalten, damit er seinen Geruch, darinne seine Kraft besteht, behalten möge. Er führt viel sal essentiale und ziemlich kräftig Oel.

Man giesset etwan auf ein Quintlein, oder auf so viel, als man zweymahl mit zwey Fingern kan fassen, ein Pfund heisses Wassers, und lässet es eine halbe Stunde stehen; hernachmahls trinckt man es gantz warm auf etliche mahl, mit etwas Zucker.

Der Thee wird mehr zur Lust, als wie zur Artzeney gebrauchet, wiewol er nicht geringe Kraft und Tugend hat. Dann, er erfrischet die Lebensgeister und machet sie munter, dämpfet die Dünste, wehret der Schlafsucht, stärcket das Hertze und das Haupt, befördert die Verdauung, treibt den Urin, reiniget das Geblüte, dienet zum Podagra und zum Scharbock.

Die Chineser sagen, das Wort Thé sey ein übles Wort, das in der Landschaft Fokien gebräuchlich, und nach der Mandarinen Sprache müsse es Tcha heissen. Der Titel Thee ist vielen anderen Gewächsen mehr beygeleget worden, die doch in unterschiedlichen Ländern wachsen.[1128] Also giebet es zwey Sorten auf der Insel Martinigo, von deren jeder der Frater Yon, Apothecker bey den Jesuiten, im Jahr 1702. mir einige Zweige, nebst dererselbigen Beschreibung, nach Paris übersendet. Die erste ist eine Gattung der Caryophyllata, von welcher ich an ihrem Orte unter dem Titel Cuambu gehandelt habe. Die andere ist ein holtzigter Strauch, etwan zwey Schuhe hoch, der treibet einen Hauffen sieben bis acht Schuhe hohe, schwancke, grün und aschenfarbige Zweige, die sind mit sehr vielen Blättlein dicht besetzet, so an dem Rande ausgezackt und an Gestalt dem Gänserich so ziemlich nahe kommen, ohne daß spitziger und gar schön grüne sind, auch voller Saft und schmecken etwas wie die Kresse, nur nicht so starck. Der Blüten wachsen iede auf einem Stiele, der aus den Winckeln zwischen den Stengeln und den Blättern heraus spriesset. Sie bestehen aus einem einigen Stücke, das ist fünffmahl tieff eingeschnitten und gantz weiß: in der Mitten hat es einen pistillum mit fünff staminibus, und präsentiret eine Lilie. Der pistillus wird zu einer Frucht, die in zwey Fache abgetheilet ist, so voller graulichter und als wie Staub so zarter Samen stecken. Der Kelch, darinnen diese Blüte steht, ist als wie in fünff Blätter abgetheilet. Der Strauch wächst wo es steinig ist und an dem Strand der See. In Martinigo wird das Blatt Thé genennet, und von den Einwohnern, wie bey uns der ordentliche Thee gebraucht. Es färbet das Wasser nicht so starck als wie der andere Thee auf Martinigo, dessen allererst Erwähnung geschehen.

Der Europäer Thee ist die Veronica, der Ehrenpreiß, und wird als wie der Thee gebrauchet, desgleichen Melisse, spitzige Salbey, das indianische Frauenhaar, die Klapperrosen, die Schweitzerischen Wundkräuter, die weisse Nessel, und viele andere mehr.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1127-1129.
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